Knapp vier Jahre ist der Kathrein UFS 800 nun schon am Markt.
Ist er schlecht gealtert oder war er einfach nie jung?
Weil wir hier auf FernseherFuchs oft Hersteller aus Korea und anderen außereuropäischen Räumen besprechen, dachte ich mir:
Es ist mal an der Zeit, einen deutschen Receiver unter die Lupe zu nehmen.
Mein Eindruck ist: der hiesige Markt greift nur bei Komponenten wie Multischaltern zu deutschen Markennamen.
Darum nehmen wir uns heute mal den Kathrein UFS 800 zur Brust. Lohnt der Mehrpreis für die beworbene Deutsche Qualität?
Welchen Receiver haben Sie im Wohnzimmer stehen?
Gerade bei Receivern greifen viele gerne in zwei Kategorien:
- Billig-Receiver für reines Empfangen und Fernsehen – z.B. der Anadol HD 200
- High-End Linux Receivern – etwa der VU+ Duo2
Die durchschnittliche Käuferin hat bei der Entscheidung vorrangig Preis und individuelle Anforderungn im Auge.
Wie schneidet der UFS 800 in dieser Hinsicht ab?
Die preisliche Platzierung im schwammigen Mittelfeld
Diese Review fangen wir ausnahmsweise nicht bei Features an.
Stattdessen will ich zunächst den Preis des UFS 800 analysieren.
Bei der Entstehung dieses Artikels kostet der Receiver etwas unter 80 Euro (hier können Sie den aktuellen Preis auf amazon.de prüfen).
Das würde ich – wenn billige Receiver für ca. 40€ und fortgeschrittene Geräte ab 100€ erhältlich sind – in die Kategorie Mittelfeld stecken. Vielleicht noch in den Low-Budget Bereich hineinragend.
Bei Receivern ein für Konsumenten gefährlicher Bereich, denn hier ist das Preis-Leistungsverhältnis schwer abzuschätzen.
Sehen wir uns beim vorliegenden UFS 800 HD von Kathrein also an, was geboten wird.
Anschlüsse sind zwar da, aber eingeschränkt nutzbar
Zu allererst: Ich begrüße das Weglassen des Scart-Anschlusses. Der ist bei einem HD-Receiver einfach nicht mehr zeitgemäß.
Was für die Bildübertragung bleibt sind die Composite-Ausgänge und natürlich HDMI. SPDIF ist für hochwertigen Sound auch da – soweit, so gut.
Ein Tuner wie auch eine F-Buchse zum Durchschleifen sind ganz links verbaut. Und dann kommt eine der größten Enttäuschungen:
Der USB-Port
Ein USB-Port wird bei den meisten Geräten dafür verwendet, externe Speichermedien anzuschließen.
Die braucht man um Sendungen aufzuzeichnen. Zumindest aber, um schon vorhandene Dateien über den Receiver am Fernseher abzuspielen.
Beides nicht möglich bei UFS 800 HD. Der USB-Port ist für Software-Updates vorgesehen (die aber auch OTA – also über die Sat-Schüssel – empfangen werden können).
Kurioserweise hat die Fernbedienung allerdings dennoch einen Aufnahme-Knopf. Vermutlich wird das selbe Modell auch für andere Geräte hergestellt, die schon aufnehen können.
Ethernet-Port, rette uns!
Pardon, auch die LAN-Schnittstelle lässt keine aufregenden Funktionen zu.
Während man bei anderen Receivern damit z.B. Aufnahmen über das Heimnetzwerk am NAS speichern oder abrufen kann, ist der Port beim UFD 800 ebenfalls beschnitten:
Sie können damit die Wetter-Vorhersage via App empfangen.
Smartcard oder CI Module: Fehlanzeige
Der linke Haken nach der rechts-links Kombination aus USB und Lan Port kommt, wenn man feststellt:
Der UFS 800 verfügt weder über einen Smartcard-Slot, noch über CI(+) Module.
Was das heißt: private Sender in HD können damit nicht entschlüsselt werden.
Empfangbar sind lediglich jene Sender, die frei empfangbar sind. Das sind zwar nicht wenige.
Wenn Sie allerdings Programme, wie Sat1, Pro7 oder RTL in HD sehen wollen, klappt das mit dem UFS 800 nicht.
Einfache Benutzerführung – einschalten und fernsehen
Soweit hagelte es Kritik für den Receiver aus Deutschem Hause.
Über Menü und Bedienung an sich muss man aber keine schlechten Worte verlieren. Die deutschen Sender auf Astra 19,2° Ost sind vorprogrammiert. Wenn die Box zuhause ankommt müssen Sie sie also nur noch anschließen und losfernsehen.
Die Umschaltzeiten zwischen einzelnen Programmen sind akzeptabel. Funktionen wie die Programmsortierung bekommen Sie gebacken.
Die Bootzeit aus dem Standby bricht allerdings keine Rekorde. Dafür ist das System an sich, wenn es einmal geladen ist, stabil und stürzt selten ab.
Fazit – einfach nicht mehr zeitgemäß
Alles in allem führt aber kein Weg daran herum: der Kathrein 800 UFS HD lohnt sich im Jahre 2018 einfach nicht mehr.
Manche Test Berichte mögen dem 800 UFS zwar noch ein Sehr Gut bescheinigen (etwa auf receiver.de gesehen). Und auch auf anderen Portalen (wie Testsieger.de) schneidet er noch besonder gut ab.
Bei unserer Review gibt es allerdings keine Kaufempfehlung.
Für wen wäre der Receiver geeignet?
Die Vision hinter dem Receiver schien zu sein: den weniger anspruchsvollen Usern ein zuverlässiges Gerät zu liefern. Einen geringen Funktionsumfang zu bieten, dafür aber gleichzeitig mehr Übersicht und eine Beschränkung auf wesentliche Funktionen wie Bildqualität, Schnelligkeit, Verlässlichkeit. Und diese überdurchschnittlich gut zu erfüllen.
Das mag an sich gelungen sein – allerdings ist dafür der Preis für das Gerät in unseren Augen zu hoch.
Die Probleme an der Platzierung in der Preis-Mittelklasse:
- Für gut 30% mehr bekommen Sie deutlich mehr Features
- Können Sie ein gut 40% günstigeres Gerät erstehen und würden dabei nicht mal viel opfern
Sind Sie an Spielereien, wie Programm-Aufnahme, Apps & Plugins oder Streaming nicht interessiert und wollen nur fernsehen ? Dann tut es wirklich auch ein Receiver aus der Einsteigerklasse, wie der Anadol HD 200.
Sie wollen diese Funktionen? Dann haben Sie zwei Optionen:
- All-in gehen und eine Linux-Box erstehen. 2-3 Stunden Zeit nehmen und das Ding richtig einrichten
- Sich im preislichen Mittelfeld etwas weiter nördlich umsehen. Für ca. 100 Euro hat Technisat den Technistar S2 im Programm. Manchmal fällt der Preis auch auf das Level des Kathrein UFS 800 (hier können Sie den aktuellen Preis checken). Übrigens auch ein Deutsches Unternehmen 😉