Einer unter den dicksten Platzhirschen im Bereich der Linux-Receiver ist sicher Vu+.
Hinter den High-End Boxen steckt ein koreanischer Vertreiber – wer dabei die Nase rümpft sollte wissen: Korea hat eine Vielzahl von Sat-Zubehör Herstellern hervorgebracht und ist in der Branche weltweit anerkannt.
In diesem Artikel sehen wir uns einer der meistgekauftesten Vu+ Produkte an: den Duo² Sat Receiver. Seine Platzierung im preislichen und technischen Mittelfeld lässt ihn eine große Zielgruppe ansprechen. Für üblich sind das Menschen, die etwas mehr wollen, als der 40-Euro-Einsteigerreceiver kann, aber auch keine 4K Biester mit Octo-Tuner brauchen 😉
Unterschied VU+ Solo² und Duo²
Neben dem Vu+ Duo² gibt es auch den preislich ähnlich platzierten Solo². Obschon sie sich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen, gibt es unter der Haube ein paar deutliche Unterschiede.
So hat der Duo² im Vergleich zum Solo²:
- Ein zweites Display auf dem z.B. Picons (Senderlogos) abgebildet werden könne
- Die Möglichkeit zwei verschiedene Tuner zu verbauen (z.B. 1x DVB-S2 und 1x DVB-C) – außerdem können die Tuner gewechselt werden
- Deutlich stärkere Hardware – 1GB statt 256MB Flash Speicher, DualCore Prozessor , …
- Integriertes WLAN
- Die Möglichkeit auch 3,5“ Festplatten statt 2,5“ zu verbauen
- Eine andere Fernbedienung (die trotzdem nicht die Beste ist)
Hinweis: Mit 4K können weder der normale Solo² noch Duo² umgehen. Es gibt allerdings eine Ausführung des VU+ Solo die das kann.
Verschiedene Konfigurationen
Nebst Ähnlichkeiten zum Vu+ Solo², gibt es auch verschiedene Konfigurationen beim Duo².
Die einzigen Unterschiede bestehen hier in den verbauten Tunern und der optionalen Festplatte. Letztere liegt im Lieferumfang separt bei und muss noch eingebaut werden – mehr dazu weiter unten.
Bei den Tunern können Sie auswählen zwischen:
- 2 DVB-S2 Tunern
- 2 oder 1 DVB-S2 Dual-Tunern
- 2 DVB-C/T2 Tunern
- einer Kombination aus diesen
Was das genau heißt ist, dass der Vu+ Duo² nicht auf Satellitenempfang beschränkt ist. Sie können sogar ein Modell konfigurieren, das nur für den Empfang von Kabelfernsehen ausgelegt ist.
Am meisten holen Sie natürlich dabei raus, wenn Sie mehrere Tuner-Formen vereinen. Die meisten Optionen ergeben sich aus der Kombo DVB-S2 Dual Tuner mit DVB-C/T2 Tuner.
Die Vielfalt hat aber ihren Preis: die Top-Konfiguration kann schon mal gut 100 Euro aufschlagen. Wenn Sie gerade keinen DVB-C/T2 Tuner brauchen und nur für die Zukunft gewappnet sein wollen: nachrüsten können Sie beim Duo² später immer (anders als beim Solo!)
Überblick über die Anschlüsse des Vu+ Duo2
Um uns die Anschlüsse näher anzusehen nehmen wir hier das Modell mit den beiden DVB-S2 Dual Tunern.
Für den Anschluss an TV ist mit Scart/Composite auch eine Möglichkeit da, alte Tvs zu verbinden. HD gibt’s aber natürlich nur mit dem HDMI Port der gleich daneben liegt.
Externe Festplatten kann man entweder über den E-SATA-Anschluss oder die beiden USB Ports anschließen. Schade ist, dass wir hier „nur“ USB 2.0 haben. Da hätte man – wie bei den teureren Modellen von VU+ – ruhig auch USB 3.0 verbauen können. Der Nachteil liegt auf der Hand: etwas langsamere Datenraten. Für bloßes Aufzeichnen von Sendungen reicht die Geschwindigkeit aber allemal.
Den Ethernet-Port muss man nur verwenden, wenn man kein WLAN hat. Die Box hat nämlich ein WiFi Modul integriert, mit der man kabellos ins Internet kommt.
Der RS-232 Port letztlich dient rein der Wartung durch den Hersteller.
Die Fernbedienung: das geht besser
Zugegeben: wer sich einen eigenen Receiver anschafft, wird vermutlich nicht umher kommen, eine Universal-Fernbedienung anzuschaffen. Trotzdem hätte Vu+ eine etwas bessere Fernbedienung in den Lieferumfang packen können.
Optisch macht vor allem das Metall-Rad etwas her. Haptisch fällt der Zapper dafür weniger gelungen aus. Das Gewicht ist zwar mit eingelegten Batterien ganz gut, Tastendruck und Wertigkeit der Knöpfe lassen aber billige Mechanik unter dem matten Kunststoff vermuten.
Einfache Benutzerführung – vieles erkennt die Box von selbst
Obwohl Linux-Receiver einen erfahrenen, zumindest aber lernwilligen Benutzer voraussetzen, ist die Vu+ Duo2 sehr einfach in der Handhabung.
Netzwerkspeicher oder angeschlossene Festplatten werden die meiste Zeit Plug & Play erkannt. Heißt, dass etwa 85% der Geräte, die Sie dranhängen keiner speziellen Einrichtung bedürfen. Das macht Freude und spart Frustration – und ist so bei exotischeren Receivern nicht immer zu erwarten.
Die subtileren Aspekte des harmonischen Hardware-Zusammenspiels spürt man ebenfalls. Der Netzteil-Lüfter der Box wird nicht laut und ist die mesite Zeit unauffällig. Die Lautstärke der Festplatte wird je nach verbautem Modell variieren – die Schalldichtung nimmt hier nicht besonders viel Lautstärke raus. Wenn Sie besonders empfindlich darauf sind, empfiehlt sich eine SSD-Festplatte einzubauen. Die sind nicht nur leise, sondern auch um ein Vielfaches schneller.
Ins Heimnetzwerk streamen
Wer den FernseherFuchs Sat>IP Guide gelesen hat, wird wissen, welche Vorteile ein Sat-Signal im Heimnetzwerk hat.
Einen Teil der Vorteile genießen Sie auch mit einer Box wie der Duo2: ins Heimnetz eingespeist lassen sich Sendungen einfach auf andere Geräte streamen. Das können PCs sein, aber auch Smartphones/Tablets mit der entsprechenden App.
Anschließen können Sie die Box entweder per LAN oder über das integrierte WLAN. Wenn Sie die Möglichkeit haben, würde ich zur Verkabelung raten – auch wenn das WiFi Modul schnell genug ist, ist LAN meist zuverlässiger.
Auch Software-seitig sollte niemand überfordert sein.
Umschalt- (1s) und Bootzeiten (ca. 25-30s, je nach Image) sind bei der Duo2 voll im Rahmen. Das allgemeine Feel ist natürlich immer vom verwendeten Image abhängig. Auf OpenATV und VTi zappt es sich jedenfalls geschmeidig durch die Einstellungen.
Letzteres ist auch das Image, das ich Neueinsteigerinnen für die Duo2 empfehlen würde.
Guter Einstieg mit einem frisch-geflashten Image
Entgegen der landläufigen Meinung können Sie die Box sehr wohl auspacken und einfach in Betrieb nehmen.
Die Frage ist dann nur: warum haben Sie einen Linux-Receiver gekauft? 😉 Da hätte auch eine Normalo-Box für weniger gereicht. Ohne Custom-Image müssen Sie sich mit der (etwas lauwarmen) Menüführung und geringerem Funktionsumfang (Plugins!) zufrieden geben. Und haben damit Geld in etwas investiert, das viel mehr könnte, als Sie brauchen. Das ist etwa so, als kauften Sie sich einen high-end Gaming Rechner, um darauf E-Mails zu schreiben.
Gönnen Sie der Vu+ Duo2 darum alsbald ein neues Image. Das geht in einfachen Schritten:
- Image herunterladen und auf USB-Stick kopieren
- Duo2 ausschalten, Stick anschließen, wieder einschalten
- Anweisungen auf dem Receiver-Display befolgen / warten
- Neues Image bei erster Inbetriebnahme konfigurieren (Sendersuchlauf, Sprache , …)
Beispiel: VTi flashen
Ein guter Start – aber natürlich nur eines von vielen – ist das VTi, das Ihnen die Pforten für einen anfängerfreundlichen, aber mächtigen Umgang mit der Vu+ Duo² öffnet. Sie können es hier auf dem Vuplus-Support Wiki herunterladen.
Achten Sie darauf, dass Sie das Image für die VU+ Duo2 auswählen und befolgen Sie die simplen Anweisungen.
Wenn Sie das ganze lieber in Begleitung eines Video-Tutorials machen wollen:
Der Channel bietet außerdem eine Vielzahl an nützlichen Videos für Anfänger!
Festplatten-Einbauen: Plug & Play
Um interne Festplatten zu verwenden, müssen Sie die selbst verbauen können – klingt nach mehr Aufwand, als es ist. Gerade bei der Duo² sieht das in der Regel so aus:
- Deckel auf
- Schrauben für das Festplatten-Gehäuse lösen
- Festplatte einsetzen, wieder anschrauben
- Kabel verbinden
Wie auch im Falle von Netzwerkplatten werden viele HDDs automatisch erkannt und eingebunden.
Sie können natürlich auch die Box und Festplatte separta bestellen. Damit könnten Sie u.U. Geld sparen – die Konfigurationen mit Festplatte kosten schließlich gleich mal entsprechend mehr.
Worauf Sie vor der Installation achten wollen:
- Formattieren Sie die Festplatte auf ext3 oder ext4. Das ist ein Linux-eigenes Dateisystem und verträgt sich entsprechend besser mit Linux (wobei auch NTFS unterstützt wird – ext3 und ext4 sind lediglich in Sachen Daten-Integrität etwas sicherer
Breiter Support bei Pannen: Forum & Wiki
Egal ob Sie mit der Duo2 Ihre erste Linux-Box erstehen oder schon erfahren sind: früher oder später stehen Sie vor einer Aufgabe, deren Lösung Sie nicht parat haben.
In dem Fall freut man sich über die Community, die hinter bekannten Herstellern wie VU+ steht. Ein paar Google Suchen und etwas Rumprobieren sind meist alles, was Sie brauchen, um etwaige Probleme zu beheben.
Gute Anlaufstellen sind jedenfalls:
Für das Image, das Sie letztlich auf Ihre Box spielen, finden sich natürlich ähnliche Communities. Teils wird Ihnen damit aber auch in den allgemeinen Vu+ Anlaufstellen geholfen.
Fazit – eine gute erste Box, aber auch eine gute zehnte
Was mir an der VU+ Duo2 am besten gefällt:
Sie können sowohl als Linux-Receiver Neuling, wie auch als anspruchsvolle Fortgeschrittene einiges aus Ihrer Sat-Anlage rausholen. Wenn Sie noch nicht in die Linux-Welt eingetaucht sind, werden Sie die Möglichkeiten zunächst überwältigen. Ist das erste Setup aber mal erledigt (2-3 Stunden) und stellt sich ein Alltag mit der Box ein, ist das Installieren von weiteren Features ein Klax. Die wichtigsten Meilensteine, die Sie überwinden müssen, sind:
- das Einbauen der Festplatte
- Flashen des Images
- Einbindung ins Netzwerk
Läuft das alles erstmal, kommen höchstens noch neue Funktionen in Form von Plugins hinzu. Und die installieren sich – ganz vertraut – wie Apps auf einem Smartphone.
Abraten würde ich Ihnen von der Duo nur dann, wenn Sie definitiv wissen, dass die Hardware der Solo für Ihre Zwecke reicht. Wie sich die beiden Unterscheiden finden Sie ganz am Anfang des Artikels.
Ein weiterer Grund sich woanders umzusehen wäre, wenn Sie 0 Interesse oder Begeisterung für die Materie mitbringen. So eine Box verlangt Zeit und, dass Sie sich aktiv damit auseinandersetzen. Wenn Sie das nicht möchten (und das ist völlig okay!) sind Sie mit der Duo2 – oder egal welchem Linux Receiver – am Holzweg. Sparen Sie sich in dem Fall lieber ein paar Euro und greifen zu einem vorkonfiguriertem Gerät.