
Meterweise Koaxialkabel aus dem Baumarkt beschafft?
Hat Ihre Signalqualität nicht besser gemacht? 😉
Lesen Sie in diesem Leitfaden, wie Sie das beste Koaxialkabel für Ihre Zwecke finden. Wir lassen die unnötigen technischen Feinheiten außen vor. Was wir Ihnen näher bringen wollen: die Begriffe, die Sie kennen müssen, um künftige Fehlkäufe zu vermeiden.
Inhalt
Gemeinsame Achsen ?! Der Aufbau von Koaxialkabeln
Wichtige Größen bei Koaxialkabeln
Abschirmung – nicht verwechseln mit der Signaldämpfung
Beste Materialien für störfreie Signale
Das Dielektrikum: am besten aus Luft
Der Außenleiter & die Schirmschicht
Warum sind manche Koaxialkabel deutlich teurer?
Was rechtfertigt den Preisunterschied?
Was Marketer Ihnen als gut verkaufen wollen – und worauf es bei Koaxialkabeln wirklich ankommt
Welches Koaxialkabel für Sat & Kabel?
Fazit – worauf es bei Kabelkauf ankommt
Koaxial kann viel heißen
Stecken wir zunächst mal ab, worum es hier geht und worum es nicht geht.
Im Kontext dieser Seite sollte klar sein, dass wir von dieser Art von Koaxialkabel sprechen:

Besonders im TV-Technik Kontext spricht man auch von Antennenkabeln. Den Begriff – obwohl er gleich viel weniger imposant klingt – finde ich präziser, denn koaxial heißt eigentlich bloß:
eine gemeinsame Achse habend.
Kabel, bei denen zwei Elemente eine gemeinsame Achse haben, gibt es viele 😉
Nicht alle davon sind aber für den Anschluss von TV & co. relevant.
Gemeinsame Achsen ?! Der Aufbau von Koaxialkabeln
Die gemeinsame Achse von der die Rede ist, wird in diesem Querschnitt schnell ersichtlich:
Das sind die bezeichnenden Elemente des Koaxialkabels – und es ist nicht schwierig zu sehen, dass sie sich eine Achse teilen 🙂
Eine schematische Skizze erklärt die einzelnen Schichten noch viel besser:

Wichtige Größen bei Koaxialkabeln
Wellenwiderstand
Der Wellenwiderstand gibt im Grunde bloß Aufschluss darüber, wie sich Wellen in einem Leiter verhalten. Er wird in Ohm angegeben.
Für die Suche nach dem besten Antennenkabel ist das eher unerheblich. Für die Übertragung von TV-Signalen kommen ohnedies nur Koaxialkabel mit 75 Ohm Wellenwiderstand in Frage.
Dämpfung
Das ist schon ein interessanterer Wert!
Die Dämpfung finden Sie in Form eines Dezibel (dB) Wertes auf 100m Kabel angegeben. Dem nachgestellt wird dann auch eine Frequenz in mHz.
Verwirrt? Ein Wert könnte etwa sein:
Dämpfung auf 100 m: 18 dB bei 860 MHz und 29 dB bei 2150 MHz.
Manche Anbieter nennen z.B. nur die maximale Signaldämpfung bei 2150MHz (ohne das näher zu spezifizieren).
Zwar lässt sich mit diesen Werten gut abschätzen, wie es um die Güte des Koaxialkabels bestellt ist. Allerdings spielen hier eine Vielzahl an Faktoren (wie etwa die Umgebungstemperatur) hinein.
Dazu kommt, dass die Angaben der Hersteller nicht immer korrekt sind.
Aufschlussreich ist das am ehesten beim Vergleich verschiedener Antennenkabel. Dafür die einfache Faustregel:
Je geringer die Signaldämpfung, desto besser.
Im Allgemeinen ist ein Wert <30dB auf 100m (bei 2150 MHz) ein sehr guter.
Abschirmung – nicht verwechseln mit der Signaldämpfung
Auch die Abschirmung des Kabels wird in dB angegeben.
Achten Sie darum darauf, die beiden Werte nicht zu verwechseln!
Denn anders als bei der Signaldämpfung wollen Sie bei der Abschirmung einen möglichst hohen Wert sehen.
Im Allgemeinen reichen für TV-Signale Kabel mit einer Abschirmung >85dB. Stärker schirmende Kabel sind wichtig, wenn Störquellen in der Nähe sind. Das sind solche Geräte, die Wellen mit ähnlichen Frequenzen verwenden, wie das im Kabel geleitete Signal.
Ein klassisches Beispiel ist etwa ein DECT Schnurlos-Telefon, das in der Nähe der Antennenkabel-Anschlüsse betrieben wird.
Häufig wird hier aber auch unnötig hochgestapelt. Beliebt sind 4-fach oder 5-fach Abschirmungen. In der Praxis erreicht man jedoch auch mit 2-fach Abschirmungen bereits die besten Ergebnisse. Zumal 4-5-fach abgeschirmte Kabel mit kaum einem F-Stecker konfektionierbar wären. Mehr dazu im Abschnitt über Marketing-Versprechungen.
Abschirmungsklassen
Der Übersicht halber gibt es auch drei Klassen für den Grad der Abschirmung:
- Class A: <85dB
- Class A+: <100dB
- Class A++ : <110dB
Unterhalb von A existieren auch Klassen – die sind allerdings (obschon kompatibel) nicht für die Leitung von TV-Signalen geeignet.
Tragischerweise finden sich etwa B-Klasse Abschirmungen noch bei Antennendosen. Schließen Sie ein Class A++ Kabel an eine Class B Dose an, schießen Sie sich ins eigene Knie.
Länge des Kabels
Wie weiter oben schon beschrieben, trägt die Länge zur Signaldämpfung bei.
Dämpfungen bis 30 dB auf 100m sollten keinen merkbaren Unterschied am Endgerät machen. Wenn Sie 100m Kabel verlegen möchten, genügt es, zu einem Koaxialkabel mit dieser max. Signaldämpfung zu greifen.
Bei kürzeren Distanzen kommen Sie eher damit davon, zu weniger hochwertigem Material zu greifen. Auf 20m Distanz haben Sie mit o.g. Kabel (rein rechnerisch) 6dB Störung.
Beste Materialien für störfreie Signale
Gute Kabel werden aus guten Ausgansmaterialien hergestellt.
Erinnern Sie sich noch an die einzelnen Schichten des Koaxialkabels? Bei jeder davon macht der verwendete Werkstoff einen großen Qualitätsunterschied.
Der Innenleiter
Wer in Physik aufgepasst hat, weiß, welches Metall am besten leitet.
Silber.
Wer auch in Wirtschaft aufgepasst hat, weiß, dass Silberleitungen, nunja, in Silber aufzuwiegen sind.
Kupfer ist nicht viel schlechter als Silber, aber wesentlich billiger.
Darum gilt auch Kupfer bei den Koaxialkabeln als Gold-Standard. (Okay, das war der letzte Edelmetall-Wortwitz, versprochen 😉 )
Besonders wichtig ist, dass der Innenleiter (die Seele) aus reinem Kupfer ist. Das ist bei hochwertigen (sprich: teuren) Kabeln Usus. Günstiger, aber eben nicht so gut, ist Stahlkupfer.
Verkauft man Ihnen – wie böse Zungen gerne sagen – Elektroschrott, wenn im Koax-Kabel Stahlkupfer verbaut ist?
Nein.
Aber in manchen Szenarien mag es kritisch sein, einen reinen Kupfer-Innenleiter zu haben. Das wären wiederum besonders lange Leitungen ab ~50m. Auch elektronische Bauelemente wie Multiswitches machen einen reinen Cu-Leiter empfehlenswert. Besonders, wenn diese ihren Strom ausschließlich über den Receiver (und damit über das Koax-Kabel) erhalten.
Das Dielektrikum: am besten aus Luft
Die Schicht zwischen Innen- und Außenleiter – das Dielektrikum – besteht im Idealfall aus Luft.
Nachdem das technisch nicht umsetzbar ist, ist die nächstbeste Option ein Kunststoff, in den viel Luft eingeschlossen wird. Optimal ist etwa ein Dielektrikum aus physikalisch geschäumten PE (Polyethylen).
Der Außenleiter & die Schirmschicht
Die beiden Metallmäntel um das Dielektrikum sind bestenfalls eine Aluminiumfolie, die direkt mit dem Dielektrikum verklebt ist, sowie ein Kupfer-Geflecht, das darüber liegt. Letzteres kann auch in Legierung vorliegen – häufig ist das Kupfer-Zinn.
Warum sind manche Koaxialkabel deutlich teurer?
Vielleicht hat sich die Frage ja bereits erübrigt.
Trotzdem erscheinen 2-3fache Preisunterschiede auf den ersten Blick ein wenig verwirrend und befremdlich.
Zur Veranschaulichung:
Das Kathrein LCD 111 – ein von allen Seiten empfohlenes und wertiges Antennenkabel – kostet auf 100m etwa 70 Euro. In dem Preis inbegriffen sind allein die 100m Kabel.
PremiumX – ein starker Anbieter im Günstig-Segment – bietet seine 100m Koaxialkabel um knapp 20 Euro an. Obendrein gibt’s noch passende F-Stecker.
Was rechtfertigt den Preisunterschied?
Sehen wir uns die verbauten Materialien genauer an:
Der größte Unterschied zwischen dem teureren Marken-Kabel und der Billig-Option: die Menge an Kupfer.
Wo Kathrein Kupfer einsetzt – im Innenleiter und im Schirm-Geflecht – hilft PremiumX mit Stahl, Aluminium und Magnesium dem Preis etwas nach.
Das allein macht natürlich die Suppe nicht heiß. Ein Hersteller wie Kathrein kann (und muss gewissermaßen) für seinen Namen auch ein wenig mehr verrechnen.
Die große Frage, die Sie wohl haben: macht sich das teurere Kabel bezahlt oder kann man sich die Kohle sparen?
Für diesen Abschnitt sei gesagt: das günstige Kabel leitet Ihr Signal genauso. Wäre dem nicht so, wäre der Schwindel schnell als solcher entlarvt. In manchen Situationen greifen Sie aber besser zur Markenqualität – mehr dazu im Fazit.
Was Marketer Ihnen als gut verkaufen wollen – und worauf es bei Koaxialkabeln wirklich ankommt
Man muss den Marketing-Abteilungen eins lassen: Sie wissen, wie Sie die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen bekommen.
Amüsant sind Versprechen wie „Full HD tauglich“ oder „Digtial Receiver tauglich“ bei Koaxialkabeln allemal. Irreführend ist aber, dass damit impliziert wird, dass manche Koaxialkabel nicht für Digitalreceiver geeignet wären. Was nicht stimmt – Antennenkabel ist Antennenkabel. Genauer kann man das auch auf satellitenempfang.info nachlesen, wo der äußerst kundige Andreas Beitinger treffend formuliert hat:
Empfangsanlagen (Schüsseln, LNBs, Multischalter, Koax-Kabel) sind vom Prinzip her weder analog noch digital. Nur die Receiver lassen sich in analoge und digitale Geräte unterscheiden.
Andererseits kann man es den Marketern nicht übel nehmen. Viel Verwirrung herrscht nach wie vor darüber, welches Koaxialkabel man tatsächlich für welche Zwecke einsetzen kann. Wobei sich hier natürlich wieder die Henne-Ei Frage stellt 😉 Ist die Verwirrung zuerst dagewesen und Marketer haben die „Full HD tauglich“ Sticker ausgepackt. Oder hat genau das erst die Verwirrung gestiftet.
Unterm Strich: Vergessen Sie bei der Kaufentscheidung Aspekte wie 3D-tauglich, FullHD-tauglich etc. Gerade wertige Kabelhersteller werben nicht mit solchen Ansagen.
Einmal unterputz verlegt, kommen Sie so schnell nicht mehr dran.
Welches Koaxialkabel für Sat & Kabel?
Ein Punkt, den wir bisher außen vorließen: wie unterscheiden sich Antennenkabel in den Einsatzbereichen Sat und Kabelfernsehen?
Die Merkmale, an denen Sie die Güte festmachen, bleiben gleich. Eklatante Unterschiede gibt es hingegen bei den Steckern:
Koaxialkabel für den Satellitenempfang verwenden einfache F-Stecker. Vom LNB bishin zum Receiver kommen die allseits bekannten Schraubstecker zum Einsatz. Der Vorteil: hier kaufen Sie in der Regel Meterware von der Rolle und konfektionieren das Kabel selbst. Das spart Geld, wenn Sie weite Strecken verlegen.
Antennenkabel für den Kabel-Empfang sind meistens bereits fertig konfektioniert. In Deutschland üblich sind Belling-Lee Steckertypen, die nicht geschraubt, sondern aufgesteckt werden.
Allerdings zeichnet sich nach und nach ein Trend zu höheren Anforderungen an Koaxialkabel für den BK-Empfang ab. Mittlerweile wird vom Provider schließlich auch das Internet-Signal über dieselbe Leitung geführt, wie das Kabel-TV-Signal. Das setzt einen Rückkanal voraus – man will mit dem Internet ja auch kommunizieren 🙂 Auch die Interaktivität des Kabel-Programms (OnDemand etc.) macht das notwendig.
Eine möglichst hohe Abschirmung ist für BK-Antennenkabel also empfehlenswert – im Gegensatz zu Sat, wo ab 90dB Abschirmung kaum noch Verbesserungen zu beobachten sind.
Fazit – worauf es bei Kabelkauf ankommt
Nun sollten Sie ausreichend belesen sein, um eine informierte Kaufentscheidung machen zu können.
Welches Kabel letztlich das richtige ist, hängt von Ihren Zielen ab. Eine pauschale Antwort ist unmöglich, denn an der Stelle weiß ich nicht, ob Sie
- Ein ganzes Einfamilienhaus verkabeln wollen und Meterware brauchen oder
- Bloß die paar Meter vom LNB zu Ihrem Receiver überbrücken müssen
Vermutlich wird der geneigte Leser, die geneigte Leserin sich irgendwo zwischen diesen beiden Situationen wiederfinden.
Was ich Ihnen an der Stelle anbieten kann: eine Empfehlung für beide o.g Extremsituationen.
Wenn Sie viel Kabel verlegen
Vorweg: alles über 50m ist für unsere Zwecke viel Antennenkabel.
Bei größer angelegter Verkabelung empfiehlt sich Voraussicht.
Wollen Sie die Anlage, so wie sie ist, in 20 Jahren noch betreiben?
Reicht es, wenn sie 5-10 Jahre durchkommen?
In ersterem Fall ist es ratsam, gleich ein wenig mehr locker zu machen und zum Vollkupfer-Kabel vom Markenhersteller zu greifen. Einmal im Unterputz, kommen Sie schließlich so schnell nicht mehr dran, wenn es denn mal sein muss.
Ob es nun das oben gezeigte Kathrein LCD 111 wird oder ein vergleichbares, ist unerheblich. Wie Sie ein gutes Kabel finden, wissen Sie an der Stelle ja schon 😉
Kleinere Distanzen oder temporäre Wohnsituation?
Bauen Sie sich nur eine kleine Satanlage in einer Mietwohnung ?
Dann werden Sie wohl kaum 50m Kabel verlegen. Und unter Umständen in 10 Jahren ganz woanders wohnen.
In dem Fall greift man besser zum günstigen Produkt. Deren Güte wird auch in einschlägigen Tests bestätigt und in diesem kleinen Rahmen wird vermutlich nicht mal ein Unterschied zum Markenprodukt auffallen 😉
Worauf Sie noch achten wollen
Ihre Überlegung sollte aber auch über Aspekte wie Kabellänge hinausgehen.
Ein paar besondere Umstände, die u.U. ein hochwertigeres Kabel voraussetzen:
- Das schon erwähnte Problem mit Störsignalen. Funk-Telefone, WLAN-Netzwerke, … alles, was auf ähnlichen Frequenzen funkt, wie die Signale im Kabel, können diese stören. Das müssen nicht mal Ihre eigenen Geräte sein. Steht der Router vom Nachbarn an der anderen Seite der Wand, an dem Ihr Kabel am störungsanfälligsten ist, kann auch das sich bemerkbar machen.
- Die Verlegung außerhalb von Wohnräumen. Wenn Sie lange strecken outdoor verlegen müssen, kommen Umwelteinflüsse wie Nässe und Sonneneinstrahlung zum Tragen. Korrosion macht Kontakte kaputt und Hitze macht Kunststoff weich. Ein UV-geschütztes Kabel wie das Kathrein LCD 115 kann da den Unterschied zwischen Dekaden und ein paar Jahren Lebendsauer machen.
- Manchmal wird die Hochwertigkeit zum Verhängnis: gerade, wenn Sie verwinkelte und sich schlängelnde Strecken mit Antennenkabel verlegen müssen, ist ein hochflexibles Kabel das Um und Auf.
Besonders wichtig: verlegen Sie nicht meterweise hochwertiges Koaxialkabel und sparen dann bei den Konnektoren. Lesen Sie in diesem Artikel warum Sie sich die Anschaffung von Kompressionssteckern überlegen sollten.