
Linux Receiver – ein Stichwort, dem man nicht entkommt, wenn man einschlägig im Themenbereich Sat-Receiver recherchiert.
Mit einem herkömmlichen Receiver hat wohl jeder von uns schon mal hantiert. In Sachen Menüführung, Aufzeichnung etc. unterscheiden sich Sat-Receiver nicht großartig von z.B. den Kabel-Receivern, die Ihnen Ihr Kabel-Anbieter zur Verfügung stellt.
Unterschied zu herkömmlichen Receivern
Was einen Linux Receiver von so einem „normalen“ Gerät unterscheidet, ist lediglich das Betriebssystem. Der Teil des Betriebssystems (ab hier werde ich es als OS bezeichnen, für operating system), mit dem Sie als User interagieren, ist hauptsächlich das Menü.
Was ist ein Betriebssystem?
Die grafische Oberfläche, mit der Sie durch den Receiver navigieren: Aufnahmezeiten einstellen. Das Programm wechseln. Die Uhrzeit einstellen. Wie sie das alles machen und wie es aussieht, das bestimmt das OS des Receivers.
Vielleicht greifbarer: Auch Ihr Computer verwendet ein OS – zumeist ist das Windows. Bei Apple Rechnern ist es macOS. Und bei manchen Rechnern – potztausend – ist es Linux.
Okay, was ist Linux und warum kann ich damit einen Receiver betreiben?
Linux ist, wie gesagt, auch ein Betriebssystem.

Es ist in vieler Hinsicht anders als Windows und hat eine gemeinsame Geschichte mit dem, was später macOS wurde.
Was es von beiden unterscheidet: es ist völlig gratis und lizenzfrei. Open Source. Will heißen, jeder kann auf den Code von Linux zugreifen und ihn modifizieren, um „sein eigenes“ Linux daraus abzuleiten.
Wenig verwunderlich, dass Linux es Dank eifriger Hobbyisten auch auf Sat-Receiver geschafft hat!
Hurrah, Quelloffenheit! Aber was hab ich nun von einem Linux Receiver?!
Besagte eifrige Hobbyisten sind auch heute noch aktiv.
Das Resultat: zahlreiche Wege, Ihren Linux-Receiver um Funktionen zu erweitern. Mag sein, dass auch der eine oder andere Receiver mit proprietärem OS (sprich: Normalo-Receiver) neue Funktionen erlernen kann. Dabei schöpfen Sie aber bestenfalls aus einem Pool, den der jeweilige Hersteller anbietet.
Mit Linux-Receivern haben Sie Zugriff auf die geballte Kraft des Internets. Egal, wer ein passendes Plugin erstellt hat und anbietet: ihr Receiver ist offen dafür.
Auch eine Möglichkeit: gleich das ganze Betriebssystem wechseln, upgraden, …
Dass damit eine große Flexibilität einhergeht, versteht sich von selbst. Aber wie immer heißt das auch:
Mit vielen Funktionen sind viele Herausforderungen verbunden
Soweit klingt es, als ob Linux-Receiver die eierlegende Wollmilchsau unter den Set-Top Boxen wären.
Und, ja, die Funktionsvielfalt ist gewaltig. Ohne Zweifel ist sie aber auch für Einsteiger überwältigend.
Die bloße Inbetriebnahme mag auch für Laien zunächst kein großer Sprung sein. Die wichtigsten Fragen sind im Internet gut dokumentiert und Sie sollten keinen Abschluss in Informatik benötigen, um das Ding zum Laufen zu bringen.
Aber wenn Sie die Box bloß aufdrehen und damit ZDF sehen wollten, hätten Sie sich keinen Linux Receiver angeschafft.
Einarbeitung in die Materie Linux Receiver: viel Geduld
Um wirklich was davon zu haben, sollten Sie sich viel Zeit nehmen und sich aktiv mit dem Receiver beschäftigen.
An Linux Receivern herumbasteln ist ein klassisches Homebrew-Unterfangen. Sie sind dabei auf sich allein gestellt. Hilfe gibt es nur aus Internet Foren, in denen Sie dafür oft sehr angenehme Zeitgenossen treffen. Wenn Sie mal etwas an die Wand gefahren haben – wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit passieren – machen Sie einen Thread in einem einschlägigen Forum auf. Posten Sie das Problem, am besten Fall auch den Error-Log. Hoffen Sie auf hilfreiche Antworten.
Wenn das nicht nach Ihnen klingt – herumtüfteln und im Internet abstrakte Probleme recherchieren – sollten Sie sich zweimal überlegen, einen Linuxreceiver anzuschaffen.
Empfohlene Linux Receiver
Immer noch nicht verscheucht? Dann finden Sie im Folgenden ein paar erprobte Linux Satreceiver, die im Internet gut dokumentiert sind. Will heißen, dass Sie – sollten Sie mal auf Schwierigkeiten stoßen – schnell Hilfe im Internet finden.
Vu+ ist ein Hersteller aus Korea, dessen Namen praktisch immer fällt, wenn es um Linux Receiver geht. Mit der Vu+ Zero Linie versuchte man, auch Einsteiger und Neugierige für die Marke zu gewinnen.
Das heißt natürlich, dass auch die Preislatte ein wenig gedrückt werden musste. Gleichzeitig fällt damit natürlich auch die Leistung: der Vu+ Zero ist im Vergleich zu den High-End Geräten mit 256MB Flash und RAM ein wenig schwach auf der Brust.
Trotzdem bietet er Ihnen alles, was die Linux-Receiver-Welt für Sie parat hält. Wenn Sie völlig unvertraut mit der Materie sind und nicht gleich Unsummen in dieses Experiment stecken möchten, ist das Ihr Gerät. Er funktioniert bereits ab Werk ohne weiteres Tüfteln als Satreceiver, bietet aber gleichzeitig den Baukasten, den man von einem Linuxreceiver erwartet.
Eine Community, in der Ihnen bei den bestimmt auftretenden Fragen weitergeholfen wird, ist etwa das Vu+ Support Forum.
Einige Ligen über dem Vu+ Zero spielt der Duo². Den Preis halten die koreanischen Hersteller aber immer noch in einem vernünftigen Rahmen.
Der Duo² ist eine gute Wahl, wenn Sie schon sicher sind, dass Sie mit Linux-Receivern etwas anfangen können werden. Etwa weil Sie ohnehin technisch versiert oder ganz einfach stur und hartnäckig sind 🙂
Warum?
Weil Ihnen die Hardware-Möglichkeiten des Duo² einige Tore öffnen. Prozessor, RAM und Flashspeicher sind großzügig dimensioniert. Das spüren Sie im Alltag vor allem in der schnelleren Handhabung – der Kanalsprung und das Starten des Gerätes selbst sind zackiger.
Auch können Sie sich beim Duo² den Receiver mit seinen Anschlüssen so konfigurieren, wie Sie es brauchen. Es sind modelle mit und ohne fest verbauten Festplatten erhältlich. Auch die Art und Anzahl der Tuner ist konfigurierbar – wirkt sich natürlich alles auf den Preis aus.
Auch hier finden Sie bei allfälligen Fragen wieder technische Hilfe in oben erwähntem Forum. Auch eine einfache Google-Suche wirkt aber oft schon Wunder!
Dreambox ist ein weiterer Hersteller, um dessen Namen man nicht herumkommt.
Auch diese Receiver sind im Internet hinlänglich dokumentiert und darum sehr einsteigerfreundlich. Sowohl die weiter oben genannten Vu+ Receiver, wie auch die Dreambox hier basieren auf dem Enigma 2 Betriebssystem.
Dreambox betont allerdings zusätzlich, dass Sie mit DreamboxOS ein optimal auf die eigene Hardware abgestimmtes OS verwenden. Eine Behauptung, mit der auch Apple lange Zeit geworben hat.
Die DM520 ist preislich im selben Niveau wie die Vu+ Zero angesiedelt. Dafür bietet sie deutlich mehr RAM und Flash-Speicher und ist insgesamt wohl die flinkere Box.
Wenn Sie in dieser Preisstufe bleiben wollen, sind beide Geräte kein Fehler. Die Dreambox mag die Nase in Sachen Hardware-Speed etwas vorne haben (kostet auch einen Hauch mehr). Wenn Sie eine Kaufentscheidung zwischen Dreambox DM520 und Vu+ Zero fällen wollen, sehen Sie sich am besten die Online-Communities beider Seiten an. Und entscheiden Sie je nach dem, wo Sie sich besser aufgehoben fühlen 🙂
Hilfe und eine rege Community für Dreambox-Fragen finden Sie etwa im Dreambox.de-Forum.
Andere Hersteller & bessere Modelle
Natürlich gibt es noch eine Vielzahl anderer Hersteller, die Linux Receiver anbieten. Dieser Artikel soll aber eine Art Einführung sein und richtet sich an jene Neugierige, die noch nicht mit der Materie in Berührung kamen.
Darum empfehle und erwähne ich an dieser Stelle mal nur die großen Namen. Denn wie schon gesagt, sind die am besten dokumentiert.
Heißt nicht, dass Sie nicht auch bei weniger bekannten Herstellern Ihr Glück finden könnten. Für den Anfang mag es aber einfacher sein, eine belesene Community im Rücken zu haben, wenn was schief geht 😉
Auch hört die Funktions-Bandbreite nicht bei den drei oben gezeigten Geräten auf. Eine für die Zukunft relevante Frage ist sicher, ob Sie nicht gleich einen 4K-Receiver anschaffen sollten.
Das ist allerdings ein Feature, das im Moment noch mit Gold aufgewogen werden muss. In ein paar Jahren – ich schätze um 2020 wird es soweit sein – sollten auch die dann erschwinglich sein. Dann wird wohl auch eine Verbreitung des 4K Standards stattgefunden haben.