Wenn Sie schonmal Online nach HD Sat-Receivern Ausschau gehalten haben, müssen Sie ihn gesehen haben:
Den Anadol HD 200.
Er ist praktisch überall.
Suchen Sie etwa auf Amazon nach „Sat Receiver„, ist er unter den ersten, die vorgeschlagen werden.
Und auch ohne, dass er in einschlägigen Magazinen getestet wurde, vertrauen zahllose Interessenten auf die guten Bewertungen und greifen zu. Bei dem geringen Preis, scheint es, hat man nicht viel zu verlieren.
Alles Grund genug auch dieses im Funktionsumfang bescheidene Modell auf FernseherFuchs genauer unter die Lupe zu nehmen.
Verschiedene Ausführungen & ähnliche Geräte
Viel Raum für verschiedene Konfigurationen bietet der kleine Receiver nicht. Hier ist schon ab Werk alles auf das Wesentliche reduziert.
Was Sie optional noch dazurüsten können ist lediglich das W-LAN Modul in Form eines USB Sticks. Den sollte man allerdings ohnehin dazubestellen – in manchen Fällen (je nach Angebot) verändert das den Preis nicht. Im schlimmsten Fall zahlt man rund 3 Euro auf. Und spart sich die Suche nach einem kompatiblen Stick, wenn man später nachrüsten will.
Im gleichen Preissegment – wir sprechen von 30-40 Euro – finden sich noch andere Sat Receiver. Wenig verwunderlich sind die meisten davon praktisch fast baugleich zum Anadol HD 200:
- Der Xoro HRS 8660 ist wohl das bekannteste Beispiel
- Auch der günstige Hersteller Premium X hat mit dem HD 500 FTA eine Alternative am Markt
- Sogar Anadol selbst hat momentan mit dem HD 222 Plus im selben Preissegment ein ähnliches Gerät.
Unterschiede in der Preisklasse sind meistens bloß ein zusätzlicher Loop-Ausgang zum Durchschleifen eines Sat-Signals.
Überblick über die Anschlüsse
Ein kleiner Blick auf die Rückseite des Anadol HD 200:
Minimalistisch und aufgeräumt – viel muss ich an der Stelle hier nicht erklären. Sieht man sich den durchschnittlichen High-End Receiver an, ist diese Simplizität im Vergleich erfrischend. Aber warum hier aufhören? Den Scart und SPDIF Port hätte man auch noch aussparen, ein ultrakompaktes Gerät schaffen und den Preis nochmal drücken können. Scheinbar laufen da draußen aber noch genügend Röhrenfernseher, um diese Ports zu rechtfertigen.
Auch hätte man durch das Aussparen der bald obsoleten Schnittstellen die USB-Ports an der Rückseite unterbringen können. So Sind sie an der Seite verbaut, was einem immerhin mehr Möglichkeit gibt, Kabel zu verstecken, als ein Frontanschluss.
Die Fernebedienung – auch hier hätte man auf’s Ganze gehen sollen
Würde ich die Entscheidungen bei sool fällen hätte ich hinsichtlich der Fernbedienung des HD 200 folgendes getan:
- Ein paar Euro(cent) auf den Verkaufspreis geschlagen und sichergestellt, dass sie einwandfrei funktioniert
- Den Verkaufspreis weiter gedrückt und eine Version ganz ohne Fernbedienung hergestellt – mit dem Hinweis eine Universalfernbedienung zu verwenden.
Natürlich stehen Hersteller im Budget-Bereich vor Herausforderungen – wie kann man Produktionskosten wirklich flach halten?
Bei der Fernbedienung hätte ich allerdings nicht gespart (lieber beim Scart-Port 😉 ).
Ihr größtes Problem ist das größte Problem, das eine Fernbedienung haben kann: sie erreicht den Receiver nur aus der Nähe und wenn man direkt in dessen Richtung zappt.
Ich kann die Wünsche der Zielgruppe nur schwer abschätzen, aber ich selbst kann besser mit einer Fernbedienung leben, deren Haptik & Optik aus der dritten Welt stammen, als mit einer, die das Zappen zu einer Partie Darts macht.
Da hat Anadol den Spieß aber umgedreht und dem Zapper eine vernünftige Optik verpasst – mit leichter Sehschwäche des Infrarot-Auges. Kein Weltuntergang – aber eine fragwürdige Entscheidung.
Letztlich bleibt aber immer der ohnehin empfehlenswerte Griff zur Universalfernbedienung 🙂
Die Simplizität zieht sich auch in die Benutzerführung
Eine sehr angenehme Eigenschaft, die vor allem jene begeistern wird, die ihren Receiver nur auspacken und loslegen wollen:
Der Anadol HD 200 lebt den Plug&Play Gedanken vor.
Vom Auspacken bis zum Anschluss der drei nötigen Kabel vergehen vielleicht 2 Minuten. Ist Ihre Schüssel auf Astra 19,2° eingestellt, steht die Senderliste dann auch sofort bereit und Sie können losfernsehen.
Das ist die Antithese zum langwierigen Aufsetzen einer Box wie der Vu+ Duo². Und hat, wie ich finde, genauso seine Daseinsberechtigung.
Die Benutzeroberfläche und die Menüs mögen einen visuell in vergangene Dekaden zurückversetzen – die Usability leidet darunter nicht und insgesamt wird niemand mit der Bedienung des Receivers überfordert.
WLAN und Multimedia-Funktionen
Wenn Sie mit dem HD 200 ins Internet wollen, müssen Sie das per WLAN Stick tun – ein LAN Port ist schließlich nicht verbaut.
Glücklicherweise ist auch bei dessen Einrichtung Plug&Play Programm, wenn Sie den mitgelieferten Stick verwenden.
Ins Heimnetzwerk können Sie mit dem HD 200 allerdings nicht manövrieren. Die WLAN Schnittstelle ist lediglich für Multimedia-Anwendungen aus dem Netz, wie etwa YouTube ,verbaut. Wenn Sie einen Smart-TV haben, ist der Mehrwert gering. Läuft in Ihrem Wohnzimmer aber noch ein dummer Fernseher, haben Sie hier die Möglichkeit ein paar der Funktionen nachzurüsten 🙂
Aufnahmen mit dem HD 200
Wenn Sie die Aufnahmefunktion verwenden möchten, müssen Sie dafür selbst ein Speichermedium anschließen. Entweder:
- Ein USB-Stick oder
- eine USB Festplatte
Beachten Sie, dass beide auf NTFS oder FAT 32 formattiert sein müssen. Das ist i.d.R. nur dann nicht der Fall, wenn Sie Linux oder macOS verwenden. Windows-User kommen mit Formaten abseits von NTFS und FAT kaum in Berührung.
Aufnahmen werden vom Receiver im TS Format gespeichert, was für Sat-Aufnahmen sehr üblich ist. Wollen Sie die Aufnahmen später etwa am PC sehen, empfiehlt sich dafür etwa der allseits beliebte VLC-Player.
Video über den Receiver abspielen
Auch andersrum funktioniert das am HD 200 ganz gut: Wenn Sie Multimedia-Inhalte (Filme, Bilder, oder einfach nur Musik) über den Receiver am TV ausgeben wollen, klappt das mit den gängigen Formaten einwandfrei. Idealerweise haben Sie Ihre Film-Dateien im MKV-Format – das bietet neben der guten Kompatibilität auch ein hervorragendes Verhältnis von Dateigröße und Qualität.
Fazit – der ideale Preispunkt für Einsteiger, die nur Sat-TV empfangen wollen
Könnten Sie sich vorstellen, nur den eingebauten Receiver Ihres TVs zu verwenden?
Dann sind Sie mit dem Anadol HD 200 sogar noch besser bedient. Gegenüber integrierten Tunern ist er noch eine Spur schneller und hat ein paar Multimedia-Funktionen mehr im Ärmel.
Die Hauptsache und ausschlaggebender Aspekt für seine Beliebtheit ist aber sicher, dass er einfach zuverlässig HD-Sat Signale empfängt. Für alle die „nur fernsehen“ wollen und den Schnick-Schnack komplizierter Receiver nicht brauchen, ist der HD 200 eine gute Wahl.
Ähnliche Geräte, die vielleicht besser geeignet sind:
Wie Eingangs erwähnt gibt es viele Receiver, die dem Anadol HD200 zum Verwechseln ähnlich sehen und denselben Leistungsumfang bieten.
Am interessantesten ist hier sicher der Anadol HD222 Plus, der zum Zeitpunkt, als dieser Artikel erschien, sogar um ein paar Euro günstiger ist – obwohl er auf technischer Ebene mehr Möglichkeiten bietet. Auch hat dieser bereits Türksat und Hotbird Senderlisten vorprogrammiert.
Im Pool dieser Preisklasse kann man allerdings generell gesprochen wenig falsch machen. Halten Sie sich beim Shoppen einfach an gut bewertete Geräte – manche sind sogar in einschlägigen Tests bewertet worden – dann sollte nichts schief gehen.