Unsauber montierte Anschlüsse sind eine Hauptursache für schlechte Sat-Signale.
Wo häufig das Kabel als Sündenbock für ein wackliges Signal hinhält, sind viel häufiger die (F-)Stecker die Übeltäter.
Je nach Größe Ihrer Sat-Anlage lohnt sich darum der Griff zu Kompressionssteckern. Die einmalige Mehrinvestition kann Ihnen noch Jahre danach einiges an Kopfschmerzen ersparen.
Wenn Sie viel Zeit in die Auswahl des richtigen Koaxialkabels gesteckt haben, sollten Sie gerade bei den Steckern nicht geizen. Diese sind schließlich das schwächste Glied in der Kette Ihrer Sat-Anlage.
Die gute Nachricht? Kompressionsstecker sind nicht viel teurer als herkömmliche F-Stecker. Je nachdem, wie viele Sie verbauen möchten, lohnen sich verschiedene Sub-Typen.
Dieser Leitfaden verrät Ihnen, welche Art von Stecker für Ihre Situation am wirtschaftlichsten ist. Und natürlich auch, warum das so ist 😉
Die Unterschiede zwischen den Steckertypen
Sehen wir uns zunächst an, welche unterschiedlichen Aufsätze für Koaxialkabel es gibt und wie sie verwendet werden.
Der Klassiker: F-Stecker zum Schrauben
Den F-Stecker sollten alle kennen. Wenn man Sat-Anlagen anschließt, ist das der „normale“ Stecker 🙂

Um ihn zu montieren muss man ihn bloß auf das vorher abisolierte Koaxialkabel schrauben. Danach kann man ihn bereits in die vorgesehene Buchse drehen.
Obschon leicht zu installieren, scheiden sich fachmännische Geister bei der korrekten Methode der Montage. Streitpunkt sind etwa:
- Wie, womit, und wie weit man abisolieren soll
- Ob die Außenleiter vor dem Aufschrauben nun nach hinten geklappt werden oder nicht
- Ob O-Ringe zur Abdichtung verwendet werden sollen
- u.v.m.
F-Stecker: simpel & billig
Wie jeder, der das nicht vorher schon wusste, unschwer erkennen kann: Das große Plus am F-Stecker ist die vergleichsweise simple Installation. Zur Not braucht man dafür eigentlich nur ein Kabelmesser, wenn auch ein Abisolierer empfohlen wird. Natürlich sind diese simpelsten Konnektoren auch am günstigsten zu haben. Wie wir später sehen werden, ist aber gerade dann, wenn Sie eine große Menge an Konnektoren brauchen, eine hochwertigere Alternative empfehlenswert.
Crimp-Stecker
Crimp-Stecker sieht man immer häufiger analog zu Kompressionsstecker verwendet.
Eigentlich ist das aber eine eigene Art von Konnektor. Die Gemeinsamkeit der beiden ist lediglich, dass sie auf das Kabel gepresst werden. Bei der Frage wie das geschieht sieht man den Unterschied relativ schnell.

Oft auch als Hex-Crimp (weil durch ein hexagonales Werkzeug gecrimpt) bezeichnet, sind diese Stecker in Sachen Abschirmung schon eine Liga über dem bescheidenen F-Stecker.
Dass Sie heute im Sat-TV Bereich kaum Verwendung finden, mag an der Überlegenheit der Kompressionsstecker liegen. Während beide Verfahren ähnliche Nachteile haben, haben Crimp-Stecker weniger Vorteile. So kann mit ihnen etwa keine Wasser-Resistenz erreicht werden. Auch macht das Crimpen scharfe Kanten am Gehäuse der Stecker.
Crimp-Stecker: Für Sat-Anlagenbau obsolet
Über Crimpstecker sollte man heute nicht mehr ernsthaft nachdenken. Zum einen werden Sie kaum noch angeboten. Zum anderen sind sie ein nicht notwendiges Mittel-Ding aus F-Stecker und Kompressionsstecker.
Kompressionsstecker
Der eigentliche Held dieser Geschichte und aktuell der hochwertigste Konnektor für das Antennekabel.
Stat bloßem Aufschrauben oder Zuzwicken wird der Kompressionsstecker rundum auf das Kabel komprimiert. Das geschieht meist mit Hilfe eines speziellen Werkzeugs.

Abgesehen von der Tatsache, dass man eigens dafür vorgesehenes Equipment benötigt, ist die Montage äußerst simpel. Das abisolierte Koaxialkabel wird zunächst in den Stecker geführt und dann einfach per Zange komprimiert. Bei manchen Systemen schließen Sie den Stecker zunächst noch zum Ausrichten an eine F-Buchse.
Self-Install Kompressionsstecker: noch simpler
Einfacher und ohne Zange geht das mit Self-Install Steckern. Die komprimieren sich selbst, sobald Sie sie an eine F-Buchse anschließen.
Dadurch sparen Sie sich die Anschaffung der Zange (die sie nach der Montage ohnehin erstmal nicht mehr brauchen). Beim aktuellen Stand der Technik müssen Sie dabei allerdings auf die Wasserdichtheit verzichten. Für die Innen-Montage aber kein Problem oder? 😉
Kompressionsstecker: der Gold-Standard
Die absolute Crème de la Crème der Koaxial-Konnektorenaufsätze. Gerade wenn Sie auch bei der restlichen Sat-Anlage auf Qualität gesetzt haben, sollten auch die besten Stecker verbaut sein. Haben Sie hingegen schon beim Koaxialkabel gegeizt, macht ein Kompressionsstecker das Kraut auch nicht fett.
Welche Vorteile bieten Kompressionsstecker?
Vielleicht ergibt sich der Großteil der Vorzüge bereits aus dem Vergleich.
Um nochmals auf den Punkt zu bringen, was Kompressionsstecker überlegen macht:
- Die Kompressionsmethode. Anders als bei Crimp-Steckern (oder gar F-Steckern) wird die gesamte Oberfläche der Schirmschicht (die mit dem Dielektrikum verklebt sein sollte) an die Innenseite des Steckers komprimiert. Bei besonders guten Steckern ist die Verbindung dann sogar IPX8 wasserdicht. Auch erzielt das einen besseren elektrischen Kontakt.
- Exakt an Kabeldurchmesser angepasst. Die Aufsätze sind auf den Millimeter genau auf bestimmte Kabeldurchmesser (genauer: den Durchmesser des Isolators) ausgelegt.
- Die Konsistenz. Während bei einem Schraubstecker die Qualität der Steckverbindung schwanken kann, bleiben Ergebnisse beim Kompressionsstecker konstant gleich.
Und vielleicht am wichtigsten:
- Geringe Signaldämpfung. Die Steckverbindung ist das größte Leck beim Signalverlust – Kompressionsstecker haben hier die besten Werte; bei F-Steckern wird oft gar keiner angegeben.
- Hohe Rückflussdämpfung. Heißt, dass insgesamt weniger schwache Eingangs-Signale relfektiert werden. Hier sind die meisten Komp-Stecker mit Werten um die 30dB im Spitzenfeld angesiedelt.
Warum Abschirmung wichtig ist (und wichtiger werden wird)
Wie gut Ihr Koaxialkabel abschirmt bestimmt, wie wenig die Wellen, die es leitet, von anderen Wellen (von außen) beeinflusst werden. Natürlich ist die Abschirmung keine Einbahn: die Abschirmung verhindert auch, dass das Signal im Kabel andere Signale beeinflusst.
In der Praxis zeigt sich ein gestörtes Signal meist in Form von bestimmten Kanälen, die Sie nicht mehr empfangen (oder deren Signalqualität beeinträchtigt ist). Das liegt daran, dass verschiedene Kanäle immer auf bestimmten Frequenzen gesendet werden. Manche Frequenzen sind störanfälliger als andere.
Und das wiederum liegt daran, dass es Überlappungen mit anderen Funksignalen auf den selben Frequenzen gibt.

Ein Klassiker sind DECT-Schnurlostelefone. Sie funken im Frequenzbereich 1880-1900 MHz. Dadurch wirken Sie sich auf jene Kanäle aus, die (im Antennenkabel) auf ähnlichen Frequenzen übertragen werden. Die Folge: eine Vielzahl an Leuten mit DECTs empfangen plötzlich kein DMAX, Sport 1 und Tele 5 mehr.
Frequenzen werden rarer
Je kabelloser unsere Welt wird, desto dichter drängen sich die Signale auf den ihnen zugewiesenen Frequenzen.
Das Stichwort digitale Dividende ist in dem Zusammenhang interessant. Es bezeichnet das Freiwerden von Sende-Frequenzen durch den Umstieg von analogen auf digitale Signale. Werden Frequenzen im Zuge einer digitalen Dividende frei, werden diese zur Nutzung durch Interessierte Branchenvertreter versteigert.
Zuletzt passiert 2015, als durch die digitale Dividende II die alten DVB-T Frequenzen an die Mobilfunk-Branche veräußert wurden. Nachdem LTE ein mittlerweile recht verbreiteter Standard ist und die dafür neu freigewordenen Frequenzen sich mit digtialen Kabel-TV Frequenzen beißen, gab es in dem Bereich schon erste Probleme.
Ich bin der Letzte, der Panikmache befürwortet. Aber wenn Sie – so wie ich – meinen, dass in Zukunft mehr und mehr Geräte kabellos werden, müssten Sie ebenfalls damit rechnen, dass sich ähnliche Fälle häufen werden.
Was hat das nun mit Abschirmung und Koax-Steckern zu tun?
Ganz einfach: eine ausreichend abgeschirmte TV-Anlage bleibt von Mobilfunkfrequenzen weitgehend unbeeindruckt.
Und, wie schon weiter oben erwähnt:
Das schwächste Glied in Sachen Abschirmung (& Dämpfung – aber das ist ein anderes Thema) sind Steckverbindungen.
Darum an der Stelle nochmal der Hinweis: wenn Sie meterweise top-abgeschirmtes Kabel verlegen und es dann mit miesen Steckern konfektionieren, hätten Sie gleich mieses Kabel verlegen können.
Wann machen Kompressionsstecker Sinn?
In Punkto bessere Signalsicherheit sind Kompressionsstecker also sinnvoll.
Allerdings haben viele einen großen Nachteil: während die Stecker selbst nicht besonders teuer sind, müssen Sie auch die passende Zange dazu erstehen.
Wenn Sie wie ich sind, finden Sie die Vorstellung ein Werkzeug zu kaufen, das nur eine ganz spezifische Aufgabe erledigt, eher verschwenderisch. Dazu kommt: wenn Sie Heimanwenderin sind, werden Sie vermutlich alle 5-10 Jahre mal ein neues Sat-Kabel verlegen.
Für den einfachen Privatgebrauch lohnt die Anschaffung so einer Zange also nicht. Zumal die oft mehr kostet, als der gesamte Satz Stecker, die Sie benötigen.
Die beste Alternative: Self-Install Kompressionsstecker
Für den Hausgebrauch gibt es seit Neuestem aber auch Self-Install Stecker.
Das Prinzip ist ähnlich zu dem normaler Kompressionsstecker. Und auch das Ergebnis sieht ident aus.
Der Unterschied ist lediglich, dass durch das Aufschrauben auf eine F-Buchse komprimiert wird – und Sie sich die Zange ersparen.
Wenn Sie professionell Sat-Anlagen aufstellen und täglich 50 Kabelenden mit Steckern versehen, dauert das zu lange – das geht mit der Zange deutlich schneller. Bei der einmaligen Verkabelung der Home-Anlage nimmt man sich die Zeit aber gerne 😉 Zumal die Self-Install Stecker nicht teurer sind.
Wer sollte das Geld lieber wo anders investieren?
Nach all den Lobhymne auf Kompressionssteckern, muss aber auch gesagt sein:
Herkömmliche F-Stecker sind deswegen nichzt plötlich nutzlos oder katastrophal schlecht.
Gerade in wirklich kleinen Anlagen (Schüssel, Single-LNB, direkte Leitung zum Teilnehmer) werden Sie bei verschiedenen Stecker-Typen keinen Unterschied bemerken. Bei solchen Mini-Anlagen können Sie ruhig die paar Euro sparen.
Wirklich zum Tragen kommen diese Vorteile bei großen Anlagen mit vielen Teilnehmern und Schaltungen. Und auch da wird der Unterschied nur sehr subtil sein.
Das größte Plus, das Ihnen eine von Anfang bis Ende saubere Verkabelung bringt, ist nämlich kein Gewinn, sondern ein Abwenden von Verlusten. Wie im echten Leben bemerkt man eintretende positive Ereignisse viel einfacher, als nicht-eintretende negative.
Übertragen auf die Vorteile von Kompressionssteckern (& guter Verkabelung) in einer Sat-Anlage: das Bild wird nicht schärfer, die Umschaltzeit des Receivers nicht schneller. Aber Signalstörungen seltener. Und die Suche nach der Fehlerquelle leichter.
Wie groß sind die Mehrkosten tasächlich?
Um im Einzelfall abwiegen zu können, ob es Ihnen die Anschaffung wert ist, rechnen wir mal ein wenig.
Gehen wir von einer mittleren Sat-Anlage aus:
- Quattro-LNB
- 5/8 Multischalter
- 6 Teilnehmer
Für den Anschluss bruachen wir insgesamt 20 – 26 Konnektoren:
- 4 für den LNB
- 4 die in den Multischalter gehen (terrestrische Antenne mal außen vor)
- 6 aus dem Multischalter hinaus
- weitere 6 für den Anschluss an die Teilnehmer (alternativ: 12, wenn jedes Kabel zunächst in eine Antennendose geht)
Für eine einfachere Rechnung gehen wir von 20 Konnektoren aus.
Cabelcon ist einer der teureren Hersteller hochwertiger Kompressionsstecker – Sie finden auch weit günstigere. Ein 20er-Set Cabelcon Kompressionsstecker mit Zange & Abisolierer ist aktuell für etwas unter 50 Euro zu haben. Nicht gerade billig, wenn man bedenkt, dass ein normales 20er Set F-Stecker 8-10 Euro kostet (beides auf Amazon).
20 Stück Self-Install Stecker von Cabelcon
Die Self-Install Stecker wären im Fall unserer Beispiel-Anlage günstiger: aktuell sind es ca. 17 Euro.
10 Euro mehr in etwas zu investieren, das im Idealfall mehrere Jahrzehnte funktionieren soll. Sprengt wohl kaum das Budget. In diesem Beispiel würde ich meinen, dass die größeren Anschaffungskosten im Fall der Self-Install Stecker gerchtfertigt sind. Zum Kompressionsstecker Set mit Zange würde ich hingegen auch nicht greifen.
Fazit: wenig Mehraufwand, viel Mehrwert
Um den Artikel in aller Kürze auf den Punkt zu bringen:
- Kompressionsstecker oder die Self-Install Variante verursachen keine exorbitanten Mehrkosten
- Ihr TV-Bild wird dadurch zwar nicht unbedingt schärfer oder Ihr Receiver schneller
- Dafür haben Sie den Seelenfrieden, dass es mit der Verkabelung keine Probleme geben wird – tritt mal eine Störung ein, müssen Sie nicht erst mal alle Steckverbindungen auf schlechte Montage überprüfen
- Der Mehrwert wächst mit der Größe und Komplexität Ihrer Sat-Anlage – bei einer Mini-Anlage müssen Sie sich keine Gedanken um hochwertige Konnektoren machen