
Internet über Satellit empfangen:
die Lösung für alle, die am Land wohnen und kein vernünftiges DSL bekommen?
Klingt zunächst zu gut, um wahr zu sein: einfach per Sat-Schüssel eine Verbindung ins Internet herzustellen und vollkommen unabhängig von Verkabelung sein.
Dabei gibt es aber einiges zu beachten – darum lesen Sie am besten diesen Leitfaden, bevor Sie sich in die Kosten stürzen. Denn je nach Ihren persönlichen Anforderungen ist Sat-Internet unter Umständen einfach nicht das Richtige für Sie. Alternativen dazu finden Sie natürlich auch weiter unten im Artikel 😉
Inhalt
Wie funktioniert das Satelliten-Internet?
Die Vorteile von Satelliten Internet
Internet auf dem Land: Unabhängigkeit von DSL-Ausbau & LTE-Verfügbarkeit
Mobilität: Sat Internet können Sie mitnehmen
Eine Schüssel für TV und Internet verwenden
Die Nachteile von Satelliten Internet
Problematik durch lange Signal-Strecke
Aufbau und Installation nicht zu unterschätzen
Preise von Internet über Satellit können mit DSL nicht konkurrieren
Internet via Satellit: welche Anbieter ?
Fazit – eine Option, wenn Sie mit den Limitationen leben können
Wie funktioniert das Satelliten-Internet?
Die Funktionsweise ist nicht viel anders, als beim TV-Empfang über Satellit.
Eine Sat-Antenne empfängt mittels eines speziellen LNB Signale vom Satelliten. Die werden dann meist in ein Satelliten-Modem geleitet. Ab hier verhält sich alles, wie bei herkömmlichem DSL.

Nachdem man für Internet aber auch einen Rückkanal braucht, kann der LNB nicht nur empfangen, sondern auch senden. Darum ist schon mal wichtig: mit einer herkömmlichen Sat-Anlage können Sie kein Internet empfangen.
Als die Technologie noch jünger war (vor gut 10 Jahren), waren auch noch 1-Weg Satelliteninternet-Verbindungen geläufig. Dabei empfingen die Modems das Signal vom Satelliten, sendeten aber über einen Kabelanschluss.
Die Vorteile von Satelliten Internet
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, künftig ohne Kabel auszukommen und Ihr Internetsignal via Satellit zu empfangen, haben wir hier mal die Vorteile für Sie aufgelistet.
Weiter unten finden Sie natürlich auch die Nachteile – die sollten Sie, um sich nicht falsch zu entscheiden, noch aufmerksamer lesen 😉
Internet auf dem Land: Unabhängigkeit von DSL-Ausbau & LTE-Verfügbarkeit
Die vermutlich größte Zielgruppe für das Sat-Internet Angebot: jene, die in ländlichen Gegenden noch einige Jahre auf den DSL-Ausbau harren müssen.
Gesetzt den Fall, dass Sie freie Sicht gen Süden haben und eine Sat-Schüssel aufstellen dürfen, können Sie mit Sat-Internet diesen Restriktionen entkommen.
Im Gegensatz zu vielen LTE-Angeboten (die auch nicht überall verfügbar sind) finden Sie mit Sat-Internet auch erschwingliche Flatrate-Angebote mit unbegrenztem Downloadvolumen. Auch ist die Übertragungsrate je nach Anbieter zumindest in der Praxis höher als bei LTE.
Mobilität: Sat Internet können Sie mitnehmen
Nach Landbewohnern sind sicher Camper und Caravaner die häufigsten Interessenten.
Hier besticht das Sat-Internet Angebot mit seiner grenzüberschreitenden Mobilität. Den Kabelanschluss können Sie schließlich nur daheim nutzen. Und auch LTE ist nur innerhalb des Bundesgebiets eine sinnvolle Option. Wenn Sie mehrere Länder bereisen, müssen Sie für jedes eine eigene Sim-Karte kaufen oder mit Roaming-Restriktionen rechnen*
Die Schüssel können Sie indes überall dort aufstellen, wo Sie auch sonst einen Satelliten erreichen würden. Beim Camping macht das allerdings nur dann Sinn, wenn Sie (länger) Halt machen. Selbstausrichtende Antennen für den Empfang während der Fahrt gibt es soweit nur für TV-Empfang.
*die wurden zwar im Sommer 2017 gelockert – meine Erfahrung ist aber, dass längst nicht alle Provider dazu vernünftige Konditionen bieten – und manche Ihre Flatrate-Pakete einfach gar nicht für Roaming freigeben. Darüberhinaus steht im Kleingedruckten ohnehin, dass das Angebot primär im Inland zu nutzen ist und eine exzessive Auslands-Nutzung nicht im Sinne des Vertrages ist.
Eine Schüssel für TV und Internet verwenden
Sie können gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche erwischen:
Mit einem Multifeed-Arm können Sie nebst Spezial-LNB auch noch einen schielenden LNB auf die Schüssel richten. Und über diesen dann auch gleich ein TV-Signal abgreifen.
Den zweiten LNB brauchen Sie, weil Internet hauptsächlich via Astra 28,2° oder Eutelsat 9° Ost angeboten wird. Deutsche Sender sind hingegen bei Astra 19,2° Ost zu Hause.
Die Nachteile von Satelliten Internet
Der wesentlich schwerwiegendere Teil der Überlegung!
Lassen Sie sich diese Punkte am besten gut durch den Kopf gehen, ehe Sie sich für DSL via Satellit entscheiden.
Im Zweifelsfall sollten Sie zu einem Angebot greifen, das eine Probe-Zeit mit kostenloser Rückgabe zulässt. Eine Woche sollte mehr als genug sein, um festzustellen, ob Sie mit diesen Aspekten leben können:
Problematik durch lange Signal-Strecke
Die einfache Strecke Satellit zu Schüssel ist bereits lang. Ein Signal braucht verhältnismäßig lange, um die Strecke zurückzulegen. Im Schnitt sind das etwa 200-400ms.
Nachdem heutzutage hauptsächlich Zwei-Weg-Satellitenverbindungen angeboten werden, verdoppelt sich diese Laufzeit (oder Ping).

400-800ms klingt nun immer noch nicht nach besonders viel. Und beim Senden einer E-Mail oder Laden einer Website ist das auch vernachlässigbar. Diesen Artikel etwa hat Ihr Browser vermutlich in ca. 2-3 Sekunden geladen. Ob da noch ~0.6s dazukommen oder nicht spielt dann auch keine Rolle mehr.
Vergleichen Sie die Latenzzeit von 400-800ms aber mit den für DSL üblichen 5-30ms, wird der Unterschied deutlicher. Und wenn Sie dann Anwendungen wie schnelle Online-Spiele oder Internet-Telefonie starten, fällt die Latenz bereits ordentlich ins Gewich.
Aufbau und Installation nicht zu unterschätzen
Wenn Sie Ihr TV-Signal über Sat empfangen, wissen Sie, dass leichte Ungenauigkeiten beim Ausrichten verziehen werden.
Beim Internet-Empfang ist die Sache etwas heikler und die korrekte Ausrichtung für eine stabile Leitung wichtig. Nicht vergessen: Sie wollen über die Anlage nicht nur empfangen sondern auch brauchbare Signale senden können.
Bei schleißiger Ausrichtung drohen schwache Signale oder gar Ausfälle. In manchen Wetterlagen müssen Sie damit aber ohnehin rechnen.
Sat-Internet Anbieter bieten da meist einen Installations-Service an. Dabei ist dann auch garantiert, dass der Aufbau korrekt ist und die Empfangsleistung entsprechend optimiert. Einen Aufpreis müssen Sie allerdings bezahlen – und da wären wir bei einem weiteren Nachteil:
Preise von Internet über Satellit können mit DSL nicht konkurrieren
Zwar sind die Tarife mittlerweile erschwinglich genug, um es als echte Alternative zu DSL zu bedenken.
Das Preis/Leistungsverhältnis ist bei herkömmlichem DSL aber nach wie vor deutlich besser.
Für geringere Download-Volumen (DSL ist meist unbegrenzt) müssen Sie bei Sat-Internet oft gleich viel oder mehr bezahlen. Auch zusätzliche Gebühren – etwa für die Schüssel und LNB – müssen Sie berappen (oder diese mieten). Darauf sollten Sie gefasst sein, bevor Sie sich entscheiden.
Internet via Satellit: welche Anbieter ?
Wenn Sie bereits recherchiert haben, wird Ihnen vielleicht der eine oder andere üble Kommentar zu Anbieter X oder Y untergekommen sein. Meist bezieht sich das auf den Kundenservice oder die Ausfallraten.
Ein Angebot, das – sei es in Tests oder Erfahrungsberichten von Kunden – fast immer gut davonkommt: Tooway.
Tooway wird über Eutelsat 9° Ost auf einem eigenen Satelliten angeboten und erreicht bis zu 22MBit/s im Downstream bei 6 MBit/s Upstream. Mehr als genug, um auch größere Downloads geschwind zu bewerkstelligen. Im Vergleich zu DSL verblassen diese Maximalgeschwindigkeiten natürlich nach wie vor 😉
Tooway kann man entweder direkt oder bei authorisierten Distributoren bestellen. Bekannt und beliebt ist hier getinternet.de.
Über andere Anbieter – vornehmlich das Astra-Internet Angebot – finden sich häufig gemischte Erfahrungsberichte. Wer einer etwas längeren Lektüre nicht abgeneigt ist, findet hier einen ausführlichen Erfahrungsbericht. Ein Forenuser hat seine Einschätzungen des Service über gut ein Jahr dokumentiert.
Fazit – eine Option, wenn Sie mit den Limitationen leben können
Machen wir’s kurz:
Die Sache mit dem Internet über Satellit spießt sich momentan noch an drei Dingen:
- Die hohen Latenzzeiten. Streamen (auch in HD) mag damit zwar noch funktionieren, spätestens bei Gaming oder Internettelefonie macht das keinen Spaß mehr.
- Die Preise sind im Vergleich zu DSL noch etwas erhöht
- Die Ausrichtung und Installation ist aufwändig – bei Schlechtwetter droht auch eine Einbuße in Signalqualität
Ist es dennoch eine Überlegung wert?
Absolut. Wenn DSL bei Ihnen keine Option ist, bietet Ihnen Sat-Internet bis zum Ausbau die Möglichkeit, mit Breitband-Geschwindigkeit zu surfen. Umso mehr haben Sie davon, wenn auch Ihr TV-Anschluss über Satellit läuft.
Alternativen zu Sat-Internet
Die momentan einzigen nennenswerten Alternativen zu Sat-Internet (wenn kein DSL-Anschluss möglich ist) beschränken sich auf LTE-Internet und das Hybrid-Angebot der Telekom. Letzteres ist in seiner Verfügbarkeit allerdings eingeschränkt – hier können Sie prüfen, ob es an Ihrer Adresse zu haben ist.
Suchen Sie einen Internetanschluss für zu Hause ist der Telekom-Hybrid meistens die bessere Wahl. Die Bandbreiten und Tarife sind hier einfach günstiger.
Für Internet auf Reisen empfiehlt sich hingegen in praktisch jedem Fall ein LTE-Surfstick. Das Satelliten-Internet sollten Sie nur dann in betracht ziehen, wenn Sie längere Zeit am selben Ort bleiben. Für schnelles Touren ist der Aufwand, die Schüssel immer neu auszurichten, einfach zu groß.