Es könnte doch recht einfach sein: ein Sat Signal unterm Dachboden abfangen und das Stromnetz verwenden, um es überall zu verteilen. Wo auch immer eine Steckdose ist, ist auch ein Sat-Signal. Keine neuen Kabel verlegen. Keine Sat-Buchsen montieren.
Das Konzept wurde auch von vielen Herstellern aufgegriffen. Und man bringt es durchaus zum Laufen. Eine wirklich solide und stabile Lösung ist das Konzept Sat über die Steckdose jedoch nicht.
Das heißt nicht, dass Sie nun Wände niederreißen und unterputz neue Kabel verlegen müssen. Es gibt einen einfacheren Weg, Ihre bestehende Sat-Anlage großflächig im Haus zu verteilen: Sat>IP.
Das größte Problem: Hersteller ziehen Produkte zurück
Konnte man vor rund 5 Jahren noch Fertigsets erstehen, mit denen sich das DVB-S2 Signal ins Stromnetz speisen ließ, sind diese Produkte mittlerweile vergriffen und werden scheinbar nicht mehr hergestellt. Ein solches stellte z.B. Devolo her – hier die Amazon Produktseite, auf der das Gerät nicht mehr lieferbar ist.
Das alleine spricht noch nicht dafür, dass das Konzept nicht funktioniert.
Liest man sich allerdings Kunden-Erfahrungsberichte durch, liegt schnell ein Schluss nahe: grundsätzlich kann man ein Sat Signal über das Stromnetz verteilen. Man wird nur nicht besonders viel Freude damit haben.
Selbst wenn diese Einschätzung völlig daneben liegt: wenn Sie das Zubehör nur noch gebraucht erstehen können, wird es schwierig, überhaupt an so eine Anlage ranzukommen.
Wie wird das Signal im Haus verteilt?
Jene Geräte, die sich bis vor ein Paar Jahren fanden, arbeiteten nach einem einfachen Prinzip:
Ein Receiver fängt das Signal des LNBs ab und wandelt es in ein IP-Signal um. Dieses speist er dann ins Stromnetz ein.
Eine zweite Komponente – der Powerline Adapter – fängt das Signal des Receivers ab. Der Adapter muss dann noch per LAN mit dem Heimnetzwerk verbunden werden.
So kann dann jedes Gerät, das im heimischen LAN hängt, die Sat-Signale des Receivers empfangen.
Unterschied zu normalem Sat IP?
Wer sich jetzt fragt, wie und ob das nicht dasselbe Prinzip ist, wie Sat IP, macht sich ähnliche Gedanken, wie ich 😉
Im Grunde ist es dasselbe. Was man sich spart ist lediglich ein LAN Kabel zum Sat>IP Konverter. Das übernimmt eben das Stromnetz.
Die Receiver, die angeschlossen werden können, müssen nämlich auch mit der Stromnetz-Lösung per (W)LAN gespeist werden. Einziger Vorteil: man könnte in einem Raum, der nicht mit (W)LAN versorgt ist, einen weiteren Powerline-Adapter verwenden und über den ein Sat-Signal leiten.
Weiteres Problem: kennen Sie Ihr Stromnetz?
Wenn Sie das nicht überzeugen konnte, sollten Sie auch bedenken, dass Sie Ihr Stromnetz vielleicht nicht so gut kennen, wie Sie meinen.
Unter Umständen ist die eine Steckdose, an der Sie den Sat-Ausgang haben wollten, nicht mit dem Powerline-Set erreichbar. Das kann vielfältige Gründe haben – um sowas dann zu beheben müssen Sie weit mehr Aufwand betreiben, als ein Koaxialkabel quer durch das Haus zu verlegen. Da muss in der Regel der Fachmann geholt werden, um das Hausnetz zu untersuchen. Ein Aufwand, der in keinem Verhältnis zur Alternative steht.
Störsignale beim Betrieb stärkerer Elektrogeräte
Dann wäre da noch die Anfälligkeit des Sat-Signals, das in Ihrer Haus-Leitung herumschwebt.
Vereinfacht bildlich gesprochen: das Tv-Signal ist nicht alleine in ihrer Stromleitung. Jedes Gerät, das Sie hinzuschalten, wird das Sat-Signal beeinflussen. Besonders spürbar ist das bei jenen Geräten mit besonders hoher elektrischer Leistung und/oder Elektromotoren: Wasserkocher, Mixer, Fitness-Geräte, …
Es gibt gute Gründe, warum Koaxialkabel gut abgeschirmt werden. Dass die durch sie geleiteten Signale wenig Störungsanfällig sind, gehört nicht zu ihnen 😉
Fazit: Momentan einfachste Lösung ist einfach auf gewöhnliches Sat>IP ausweichen
Sat über das Stromnetz verteilen wollen Sie vermutlich dann, wenn eine großflächige und ordnungsgemäße Erweiterung Ihrer Sat-Anlage Ihnen wie zu viel Aufwand erscheint. Dafür verurteile ich niemanden! Warum schwierig, wenn es einfach geht.
Es stimmt, dass man grundsätzlich das Sat Signal über die Stromleitung verteilen und dann auch nutzen kann.
Die Gründe, warum das keine gute Idee ist, haben wir hier durchgesprochen:
- Geräte, die das bewerkstelligen, sind momentan nicht mehr auf dem Markt
- Unter Umständen funktioniert die Lösung für die wichtigste Steckdose nicht – was Ihnen am Ende nur noch mehr Aufwand beschert
- Ein DVB-S2 Signal ist in einer Stromleitung anfällig für Störungen
Einer sticht für mich aber besonders hervor:
Zum Receiver muss das Sat-Signal am Ende aber doch als IP-Signal gespeist werden.
Da liegt meine Alternativ-Empfehlung sehr nahe: einfach gleich reines Sat>IP verwenden und das Gimmick mit der Stromleitung außen vor lassen.
Der einzige Mehraufwand, den Sie hierbei haben, ist, den Sat>IP Converter ans LAN anzuschließen. Dafür reicht i.d.R. ein Netzwerkkabel vom Router zum Converter.
Die Verteilung zu den Teilnehmern geht dann ganz einfach per WLAN. Sie brauchen bloß noch SAT>IP fähige Receiver (die bräuchten Sie bei der Stromnetz-Methode aber auch). Und für den Fall, dass der Receiver oder Fernseher nur einen LAN-Port hat, können Sie eine WLAN-Bridge verwenden. Nebenbei verstärkt das auch noch die Reichweite Ihres WLAN 🙂