Kann man eine Satellitenschüssel ohne Sat Finder ausrichten?
Alle mal.
Auch Laien können mit den üblichen Kniffen (die wir Ihnen in diesem Artikel nicht vorenthalten) Ihre Antenne auf Empfang stellen!
Warum und wann braucht man dann dennoch einen Sat Finder?
Auch das werden wir in diesem Beitrag ergründen.
Ist der Sat Finder wirklich eine Notwendigkeit?
Mit dieser Einschätzung werden wir bestimmt viel Nasenrümpfen von Sat-Anlagen Installateuren und anderen Antennenprofis bekommen.
Aber wirklich notwendig ist ein Sat-Finder nicht, um Ihre Schüssel auszurichten.
Vor allem dann, wenn Sie
- die Schüssel südseitig montieren
- klare Sicht gen Himmel gegegeben ist und
- Sie nicht in dauernden Regenstürmen leben
reicht es oft aus, die Sat-Schüssel mit gesundem Augenmaß anzubringen.
Besser geht es natürlich immer – stellt sich nur die Frage, ob sich in Ihrem speziellen Fall der Aufwand einer besonders exakten Justierung lohnt.
Wie ist Ihre Sat-Anlage dimensioniert?
Eine erste wichtige Größe ist hier schon der Durchmesser Ihrer Schüssel. Je größer die Antenne, desto mehr werden Ungenauigkeiten verziehen, wenn die Witterung mal nicht mitspielt.
Auch die Frage nach den gewünschten Satellitenpositionen stellt sich gleich zu Anfang:
Wollen Sie eine Sat-Anlage bauen, die auf mehrere Sat Positionen gleichzeitig zielt?
Dann macht eine haarscharfe Ausrichtung oft den Unterschied zwischen alle Kanäle auch bei Sturm empfangen und Ausfällen, wenn nur ein paar Wölkchen aufziehen.
Wollen Sie ohnehin nur die deutschen Sender auf Astra 19,2° empfangen kommen Sie i.d.R. auch ohne Feinschliff davon.
Ein weiterer Aspekt, den Sie berücksichtigen müssen ist schließlich die Größe Ihrer Satanlage. Im Sinne von: wie viele Teilnehmer wollen Sie anschließen und wie weit wird entsprechend Koaxialkabel gelegt?
Eine simple Anlage aus Single-LNB und einem Teilnehmer verzeiht Ihnen hier wiederum mehr Schnitzer, als eine Anlage mit 8 Teilnehmern, einem Multischalter und Sat-IP Server.
Die klassischen Kniffe des knausrigen Sat-Empfängers
Wer sich die rund 10 Euro für einen günstigen Sat-Finder sparen möchte, kann sich kostenloser Hilfsmittel bedienen, um seine Antenne richtig zu justieren.
Das machen Sie – egal ob mit oder ohne Satfinder – in zwei Schritten:
- Die Satellitenposition, die Sie empfangen möchten grob anpeilen – in diesem Schritt bringen Sie die Antenne zunächst mal dort an, wo Sie sie haben wollen und richten Sie in eine Richtung
- Für maximale Signalqualität und -stärke feinjustieren – hier geht es dann nur noch um Centimeter, die Montage ist in dem Schritt schon erledigt
Grobes Anpeilen I: Die vertikale Ausrichtung
Die nötige Senkrecht-Neigung (Elevationswinkel) Ihrer Schüssel hängt davon ab, wo auf dem Globus Sie sich befinden. Und natürlich welchen Satelliten Sie ansteuern wollen. Im Folgenden gehen wir mal vom einfachen Astra 19,2° Ost aus – der Orbitposition auf der Sie alle deutschen Sender finden.
Der Elevationswinkel oder EL
In Deutschland sind Werte zwischen ~28° (etwa in Hamburg) und 34° (München) üblich. Wir reden hier übrigens nicht von Temperaturen 😉
Wichtiger als die vertikale Ausrichtung ist meistens die horizontale. Darum empfiehlt sich – wenn Sie nicht sicher sind, welchen Elevationswinkel Sie benötigen, diesen vorerst zwischen diese beiden Werte zu stellen – etwa auf 32-33°. Und bei Bedarf entsprechend nachzujustieren
Wenn Sie es ganz genau machen wollen, können Sie auch kostenlose Tools zu Rate ziehen, wie etwa den AZ/EL Rechner von Satlex.
Grobes Anpeilen II: Die horizontale Ausrichtung
Hier geht es dann zur Sache. Wenn Sie anhand Ihres Wohnorts – oder mit den provisorischen 32° – den Elevationswinkel an der Schüssel-Halterung eingestellt haben, ist als nächstes der Azimut dran. Das Wort kommt aus dem Arabischen und wird eigentlich in der Astronomie verwendet – im Sat-Schüssel Kontext bezeichnet er lediglich die waagrechte Positionierung Ihrer Antenne.
Der aller einfachste Weg Ihre Schüssel ohne Sat Finder auszurichten…
… ist, sich einfach anzusehen, wohin benachbarte Schüsseln zeigen.
Vorausgesetzt, dass Ihre Nachbarschüsseln auch denselben Satelliten anpeilen, können Sie mit gutem Augenmaß allein mit diesem simplen Behelf schon gut genug zielen, um ein Signal reinzubekommen.
Etwas raffinierter ist es…
…wenn Sie sich einer Sat-Finder App bedienen:
- Adresse eingeben oder GPS-Zugriff erlauben
- App zeigt Ihnen die Richtung an, in die Sie die Antenne drehen müssen
Auch hiermit können Sie – freie Sicht gen Himmel vorausgesetzt – unter Umständen schon auf Gold stoßen. Will heißen, die Einrichtung klappt auf Anhieb und das Signal ist bereits gut genug.
Feinjustierung: hier kommt der Sat-Finder ins Spiel
Kommt nach der ersten Grundausrichtung schon ein Signal beim Receiver an, geht es bloß noch ums Optimieren.
Und just dabei hilft der Sat-Finder am meisten.
Es ist nicht schwer zu sehen wieso: die Normalo-Methode zur Feineinstellung sieht vor, dass Sie entweder einen Receiver mit sich zur Antenne rauf wuchten oder eine zweite Person im Wohnzimmer beim Receiver bleibt, während Sie schrauben (Handys sind hier sehr nützlich!).
Der Sat-Finder als relativ kompaktes Gerät ist da handlicher – Sie stecken ihn zwischen LNB und Receiver und stellen dann einfach so lange nach, bis Sie die maximal erreichbare Signalqualität ermittelt haben. Die genaue Vorgehensweise varriert dabei von Gerät zu Gerät.
Haben Sie bloß den Receiver zur Hand machen Sie im Prinzip dasselbe: einstellen, Qualität ablesen, weiter einstellen, etc.
Ob Sie mit dem Sat-Finder eine optimalere Einstellung zustande bringen, wird oft diskutiert. Was bei guten Sat-Findern allerdings auffällt ist eine wirklich hohe Empfindlichkeit für Störungen. So braucht eigentlich nur eine Wolke zwischen Schüssel und Orbitposition stehen und ein guter Finder wird ausschlagen. Die Signalqualität-Anzeigen von Receivern sind da meist weniger empfindlich.
Insgesamt heißt das nicht, dass Sie mit höherer Präzision ein besseres Bild bekommen. Eine geringere Anfälligkeit gegen Störungen wie Schlechtwetter können Sie aber erwarten. Besonder bei kleinen Schüsseln oder schielenden LNBs wird sich das auch deutlich zeigen.
Fazit: wohin zielen Sie, wenn Sie Darts spielen?
Ob Sie einen Sat Finder verwenden sollten oder nicht, hängt vielleicht mit Ihrer Persönlichkeit zusammen.
Sind Sie jemand, der beim Darts-Spiel eigentlich nur versucht, grob in Richtung der Scheibe zu werfen? Dann ist Feinjustierung mit einem einzig dazu ausgelegten Gerät vermutlich nichts, das Sie interessieren wird.
Anders ist das, wenn Sie sich zu jenen zählen, die nicht nur direkt auf die Scheibe sondern auf eine bestimmte Zahl zielt. Das Sat-Justierungs Äquivalent dazu wäre dann wohl die möglichst genaue Ausrichtung via Hilfsmittel.
Aber es gibt auch Alternativen
Eines vorweg:
Wenn Sie es richtig, richtig genau nehmen wollen, ist ein Sat-Finder eigentlich auch nicht das geeignete Werkzeug. Der Fachmann bedient sich – so die Ausrichtung wirklich perfekt sein soll (was nicht notwendig ist) – Werkzeuge, die des Laien Budget sprengen. Wir reden hier von Beträgen nördlich der 1000 Euro Marke – oft ein Vielfaches dessen, was Ihre ganze Sat-Anlage gekostet hat.
Das gesagt, gibt es aber auch andere mehr oder weniger genaue technologische Hilfsmittel. Sat Finder Apps etwa erleichtern Ihnen die ersten Schritte bei der Justierung.
Wie Sie’s drehen – am Ende zählt nicht, dass die Antenne ganz exakt ausgerichtet ist. Sondern, dass Sie alle gewünschten Sender mit ausreichender Signalqualität empfangen.