
Ein HDMI Signal kabellos übertragen ist die ideale Lösung, wenn Sie einen Beamer an der Decke montiert haben.
Aber auch, wenn Ihr Receiver, BluRay Player oder anderer Sender zu weit vom Fernseher aufgestellt ist, bietet sich die drahtlose Übertragung förmlich an.
In vielen Fällen ist allerdings nach wie vor das Kabel überlegen. Natürlich ist jedes Setup unterschiedlich. Allerdings lässt sich beim momentanen Stand der Technik eines sagen: wenn Ihr Sender weniger als 10m vom Empfänger steht, und die Verkabelung problemlos möglich ist, sollten Sie auch ganz klassisch verkabeln.
Warum das so ist und wie es um aktuelle Geräte bestellt ist, lesen Sie in diesem Artikel.
So funktioniert drahtloses HDMI
Die allerwenigsten Endgeräte – seien es Beamer oder Fernseher – haben ein kabelloses HDMI Empfangsmodul eingebaut.
Das heißt, dass Sie für die drahtlose Übertragung einen Sender und einen Empfänger brauchen. Der Sender wird bei Ihrer Quelle und der Empfänger am Endgerät angeschlossen. Die beiden Module können dann miteinander kommunizieren.
In der Theorie sollte das den Vorteil mit sich bringen, dass Sie keine Kompatibilitäts-Schwierigkeiten bekommen. Schließlich sind sowohl Quelle als auch Endgerät letztlich „normal“ verkabelt. In der Praxis zeigten sich bislang sehr wohl Schwierigkeiten – vor allem bei Benq und Acer Beamern scheinen manche Module nicht ganz einwandfrei zu laufen.
Zwei Standards für kabellose HDMI Übertragung
Ein großes Problem und vielleicht auch der Grund warum die Technologie nicht schon weiter ist: es gibt keinen einheitlichen Übertragungsstandard, der sich durchsetzen konnte. Stattdessen haben viele Hersteller verschiedene Lösungen entwickelt.
Aktuell sind zwei davon besonders prominent. Die Rede ist von WHDI und WirelessHD.
Klingt auf den ersten Blick als ob das eine nur eine Abkürzung für das andere wäre. Allerdings unterscheiden sich die beiden Standards empfindlich voneinander.
WHDI – niedrige Frequenz, dringt durch Wände
Dieser Standard wurde von Firmen wie LG, Sharp, Sony etc. etabliert und setzt bei der kabellosen HDMI-Übertragung auf eine Frequenz von etwas unter 5GHz. Das entspricht in etwa dem Bereich, auf dem auch 802.11ac und n W-LAN funken.
Der Vorteil dieser niedrigen Frequenz: sie kann auch gut durch Hindernisse, wie Wände, empfangen werden. Solche Lösungen, die auf WHDI setzen, sind also ideal, wenn Sie:
- Das HDMI Funk-Signal in einen anderen Raum übertragen
oder
- Der Sender in einem HiFi-Schrank o.Ä. steht
Ein Nachteil von WHDI ist eine leichte Komprimierung des Signals (die in der Praxis aber kaum merklich ist).
Die drahtlose HDMI Übertragung soll mit WHDI bis zu 30 Metern funktionieren. In einem Test von TheWirecutter konnte hingegen keines der wireless HDMI-Kits auch tatsächlich diese Distanz überbrücken. Zumindest nicht, ohne, dass der Sichtkontakt gehalten werden musste.
Unter den vielen am Markt befindlichen Geräten zeigt sich beim Optoma WHD200 noch die größte Zuverlässigkeit.
Zwar müssen Sie auch hier damit rechnen, dass Ihr individuelles Set-Up nicht ideal mit der kabellosen Übertragung zusammenarbeitet. Im Vergleich zu anderen Geräten liefert der WHD200 aber die konsistentesten Ergebnisse – und das spiegelt sich auch in seinen Bewertungen wider.
Erstaunlich ist, dass er preislich sehr wettbewerbsfähig platziert ist.
WirelessHD: hochfrequente Übertragung über kürzere Distanzen
Kurioserweise stecken hinter WirelessHD z.T. dieselben Firmen, die WHDI gestiftet hatten.
WirelessHD funkt auf rund 60 GHz und ist damit deutlich hochfrequenter.
Die größten Vorteile, die Sie davon haben, sind
- Die Möglichkeit auch 4K zu streamen – wobei in der Praxis noch viele Geräte „nur“ 1080p schaffen
- Eine unkomprimierte Übertragung
- Geringere Latenz als bei WHDI
Natürlich hat das hochfrequente Signal auch einen entschiedenen Nachteil:
- Sie brauchen freie Sicht zwischen Sender und Empfänger. Schon ein Mensch, der in die Übertragungslinie läuft, kann das Signal zum Wackeln bringen
Gut geeignet ist der WirelessHD Standard vor allem zum Anschließen von Beamern.
Die stehen in der Regel nicht weit vom Sender entfernt. Sondern oft einfach nur an Stellen, die umständlich mit Kabel zu versorgen sind: etwa kopfüber von der Decke.
Ungeeignet ist WirelessHD hingegen für längere Distanzen zwischen Sender & Empfänger. Auch durch Schränke oder gar Wände kommen Sie damit nicht. Ein weiteres Problem: Der Standard wird mittlerweile selten – es scheint einen Trend zu WHDI zu geben.
Unsere Empfehlung:
Geräte mit der WirelessHD Spezifikation sind hierzulande vergriffen. Der Standard scheint sich eher in den USA zu finden.
Entsprechend kann ich an der Stelle gar keine Empfehlung aussprechen. Selbst wenn, würden Sie vermutlich nicht so schnell ein solches Gerät in die Finger bekommen.
Häufige Probleme mit drahtloser HDMI Übertragung
Signal durch Wand blockiert
Eines der häufigsten Probleme mit drahtlosem HDMI: Das Signal schafft es nicht durch die Wand (oder den Schrank!).
Das ist beim WirelessHD-Standard von Anfang an klar. Aber auch wenn über WHDI gefunkt wird, kann so manche Wand nicht überbrückt werden. Einfache Gipswände oder auch Ziegel/Beton sollten bei intakten Geräten keine Probleme machen. Haben Sie jedoch viel Metall in der Wand, kann das das Funksignal schwächen.
Wenn Sie um jeden Preis durch die Wand funken müssen, hilft nur, ein anderes Gerät zu versuchen. Oder es gleich sein zu lassen und zur Bohrmaschine – und dem guten alten HDMI-Kabel – zu greifen.
Signalstörungen durch WLAN
In eine ähnliche Kerbe schlägt das Problem mit WLAN-Interferenzen. Moderne Router, die den 802.11ac Standard nutzen, funken ebenfalls im 5GHz Band. Nutzen Sie hier parallel eine WHDI-Funkverbindung, können sich die Signale in die Quere kommen. Das äußert sich dann in Aussetzern oder Ruckeln.
Hier können Sie Abhilfe schaffen, indem Sie Ihr Heim-WLAN über 2,4GHz ausstrahlen. Mit 802.11ac ist das nicht möglich, wohl aber mit 802.11n – zu dem jeder 802.11ac Router kompatibel ist.
Sind es hingegen die WLANs Ihrer Nachbarn, die auf dem 5GHz Band funken, gibt es herzlich wenig, das Sie dagegen tun können. Die gute Nachricht: noch funken die allermeisten Leute am 2,4GHz Band.
Audio-Ausgabe ist versetzt
In manchen Fällen ist zwar das Bild gestochen scharf und der Sound glasklar – allerdings leicht verzögert. Achten Sie, wenn Sie sich um ein Gerät umsehen, auf die Latenzzeit!
Wenn es schon zu spät ist, und Sie hier eine Lösung suchen: versuchen Sie, die Verzögerung am TV oder am Beamer einzustellen. Oft gibt es eine Einstellung, die Lip-Sync-Delay oder Audio-Delay heißt. Hier können Sie dann einen Wert in Millisekunden einstellen.
Wenn Ihr wireless HDMI Sender/Empfänger-Set eine Latenzzeit spezifiziert, beginnen Sie bei diesem Wert und passen ihn je nach Bedarf an.
Fazit: HDMI über Funk ist nicht ideal hat aber seinen Platz in der Heimkino-Welt
Hand auf’s Herz: mangels fehlendem Einheits-Standard und verlässlicher Kompatibilität, würde ich auch im Jahr 2018 noch immer wo möglich zum HDMI Kabel greifen. Sie sparen sich dadurch nicht nur Nerven, sondern auch Strom – schließlich müssen Sender und Empfänger solcher wireless-Sets oft am Netzteil, zumindest aber an einem USB Port hängen.
Wenn Sie lediglich aus ästhetischen Gründen (Kabel liefe quer über die Wand) zum HDMI-Funk greifen wollen, überlegen Sie sich, ob nicht ein schneidiger Kabelschacht die bessere Lösung für Sie wäre.
Hoher Preis, ungewisse Funktionalität
Eines der größten Probleme ist, dass die Technologie noch immer sehr teuer ist. Ein 10m HDMI Kabel überträgt problemlos ein Signal vom Receiver zum Beamer, und das für unter 30 Euro. Wollen Sie dieselben 10m kabellos überbrücken, müssen Sie dafür mehrere hundert Euro löhnen.
Das wäre alles nicht weiter schlimm, wenn man mit jedem Gerät dieselbe Kompatibilität erwarten könnte. Ein Blick auf zahlreiche Tests kabelloser HDMI Sets und Kundenmeinungen reicht aber aus, um zu zeigen, dass die Realität anders aussieht. Was bei einem Sony Beamer klappt, muss nicht bei Benq funktionieren.
Achten Sie in jedem Fall darauf, dass Sie gekaufte Geräte bei Nicht-Gefallen zurückgeben können. Amazon’s Rückgaberegeln haben mich in der Hinsicht noch nicht enttäuscht. Wenn Sie sehr unsicher sind, kaufen Sie am besten Produkte, die Amazon selbst vertreibt. Dritthersteller, die bloß auf Amazon verkaufen müssen sich zwar ebenfalls an die Rückgaberegelung halten. Bislang waren die Rückgaben über Amazon vertriebener Waren für mich allerdings immer reibungsloser.